Düsseldorf Was der Streik über Düsseldorf lehrt

Die Landeshauptstadt hat den zweiten Tag ohne U- und Straßenbahnen erlebt — und auf rheinische Art überstanden.

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Um 8 Uhr morgens verändert sich Düsseldorf grundlegend. Dann wächst die Stadt. Sehr schnell und sehr stark. Das ist eine der Erkenntnisse, die der Streiktag mit sich gebracht hat. Vor 8 Uhr stehen vor dem Hauptbahnhof viele Taxen im Halbkreis, die Menschen, die wegen der Arbeitsniederlegung nicht U- oder Straßenbahn fahren können, müssen nicht warten, sie steigen einfach ein. Am Stand mit den Leihrädern stehen noch reichlich alternative Transportmittel. Kurz nach acht liegt die Zahl der Räder dagegen bei gerade noch zwei. Der Asphalt am Taxiplatz ist mangels Fahrzeugen gut sichtbar, die Schlange der Wartenden wird länger und länger. Und so wächst Düsseldorf um diese Zeit an vielen Stellen, es bilden sich Staus auf Straßen, die sonst nicht betroffen sind, es füllen sich Bürgersteige, die sonst nur wenige Paar Füße tragen müssen.

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Wann und wie Düsseldorf sich morgens verändert, ist nicht die einzige Lehre über die Stadt des Streiktages. Eine weitere: Die Düsseldorfer sind inzwischen gut im Teilen und Leihen. Die erwähnten Fahrräder sind ein Beispiel, auch per Carsharing werden rheinisch-lässig die Auswirkungen des Streiks umschifft. Selbst wenn da die eine oder andere Fahrt kurzfristig im Stau strandete. Doch trotz der vollen Straßen: Beide Anbieter, Drivenow und Car2go, bestätigten unserer Redaktion, dass ihre Flotten am Mittwoch deutlich häufiger genutzt wurden als an einem üblichen Wochentag.

Noch eine Erkenntnis: Düsseldorfer improvisieren lieber auf ihre Art. Die Rheinbahn hat dank Tochter- und Fremdfirmen zwar auf einigen Bus-Linien Fahrzeuge im Einsatz, aber die sind nicht so voll wie an Kirmestagen oder wenn es Bauarbeiten auf den Bahnstrecken gibt. Bevor man sich durch den Infozettel mit den Linien und ihren Zielen kämpft, gibt es Ortsbildungsmaßnahmen auf den eigenen Füßen: Die Düsseldorfer lernen so den oberen Teil der Graf-Adolf- oder die komplette Friedrich-Ebert-Straße kennen. Und sie kriegen reihenweise erfreuliche Rückmeldungen von ihrem Smartphone. 10 000 Schritte, die die Geräte gerne motivierend melden, waren am Mittwoch bei vielen im Laufe des Tages erreicht.

Um 10 Uhr ist der tägliche Wandel, der sonst nicht auffällt, übrigens abgeschlossen. Deshalb haben die Taxifahrer dann auch mal ein paar Momente Zeit zum Durchatmen, Aussteigen und Plaudern mit Kollegen. Oder fürs Frühstück. Ali Ulutas packt sein Butterbrot aus, beißt rein und denkt an die Straßen, die nun nicht mehr so „pickepackevoll“ sind wie in den Stunden, in denen Düsseldorf wächst.