Wenn die Wohnungssuche zum Problem wird
Beim Aktionstag der Caritas konnten Bürger ihre Wünsche zum Thema mitteilen. Viele können sich Wohnungen in der Stadt kaum noch leisten.
Düsseldorf. Eine Badewanne vor blauen Kacheln, ein kleines Badregal, auf dem Steinboden ein Vorleger. Was fehlt? In diesem Fall das Dach über dem Kopf. Mit diesem Bild - und auch wirklich aufgebautem Zimmer - wollte die Caritas am Samstag auf die schwierige Wohnsituation in Düsseldorf aufmerksam machen. Denn eine neue und vor allem bezahlbare Wohnung zu finden, ist hier alles andere als leicht.
Da in diesem Jahr das Thema Wohnen Jahresthema der Caritas ist, bot sich dieser Aktionstag an. Ab dem Vormittag gab es dazu auf dem Heinrich-Heine-Platz Informationen, Live-Musik, Poetry-Slam und die Möglichkeit, ein Wohnungsgesuch oder eine Forderung auszufüllen, die später an Oberbürgermeister Thomas Geisel übergeben werden sollte. Der war am Nachmittag zum Podiumsgespräch eingeladen.
Anna Marinin ist eine von denen, die so ein Gesuch ausgefüllt haben — und nicht nur eins. Sie arbeitet bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) und berät Klienten, unter anderem, wenn sie eine Wohnung suchen. Einen besonders schweren Fall hat sie mitgebracht. „Er hätte am 31. März aus seiner Wohnung ausziehen müssen. Aber wir finden keine neue Wohnung für ihn“, sagt Marinin. Ihr Klient wohne bisher in einem Wohnhaus, das allerdings einem Bauprojekt weichen soll. Wo er jetzt noch wohnt, soll ein neues Gymnasium entstehen.
Schon seit 14 Monaten sucht sie gemeinsam mit ihm nach einer Alternative, ein Rechtsanwalt hat schon mehrfach erwirkt, dass der Termin des Auszugs nach hinten verschoben wird. „Ruft man bei Vermietern an und sagt, dass der Interessent Leistungsempfänger ist, legen manche sofort auf“, sagt Marinin. Das kann sie kaum nachvollziehen. Wenn doch das Amt die Miete bezahlt, sei das Risiko für den Vermieter doch verschwindend gering.
Doch es sind nicht nur Menschen in prekären Situationen, die große Probleme haben, eine Wohnung zu finden. Auch Marinin selbst verzweifelt gerade daran, eine neue Bleibe für sich und ihre Familie zu finden. Aktuell wohnen sie in einer bezahlbaren Dreizimmerwohnung. Die sei für die Familie mit zwei Kindern aber zu klein, noch dazu ungünstig geschnitten. Aber eine, die groß genug ist, lasse sich nicht finden — vor allem nicht für einen Preis, den sich Marinin mit ihrem Gehalt leisten könnte.
Hilfe von der Stadt vermisse Anna Marinin. „Für die Klienten suchen wir vorwiegend Ein- oder Zweizimmerwohnungen. Von der Stadt haben wir eine Liste bekommen, die war so veraltet, dass die Wohnungen zum Teil schon seit Monaten wieder vermietet waren.“ Langsam sei sie ratlos, wie sie dieses Wohnproblem lösen soll - das ihrer Klienten, aber auch ihr eigenes.
Beim Podiumsgespräch stellt OB Thomas Geisel heraus: Das Problem ist auch bei der Stadt erkannt. Auslöser sei, dass seit knapp zehn Jahren ein großer Zulauf in die Metropolen herrsche. Demgegenüber sei viel zu wenig gebaut worden. Es müsse also mehr gebaut werden — vor allem im sozialen Segment. Das müsste man auch als Stadt bei der Vergabe von Baugrundstücken im Auge haben.
Auch eine Meldepflicht müsse eingeführt werden, die zeigt, welche Wohnungen vermietet sind, um auch besser zutage zu fördern, wo Besitzer ihre Wohnungen für Online-Angebote wie Airbnb freihielten. Ein Unding, das die Lage verschärfe, seien gesetzliche Regelungen, die es für Besitzer lukrativer machten, teuer zu sanieren, um teuer weiterzuvermieten.
Doch eine Lösung dieser Probleme hält Geisel offen. Bei einer Regelung zur Regulierung von privatem Vermieten an Urlaubsgäste ist die Ampel-Koalition zuletzt nicht weitergekommen. Und wo bei Bauprojekten wie Andreasquartier in der Altstadt, Flincaré in Flingern oder Jakobshof in Bilk — neben anderen angekündigten Projekten — günstiger Wohnraum entsteht, ist auch fraglich.