Werber als Krisenopfer: Zahl der Insolvenzen steigt
Zahlen in Düsseldorf sind über Landesschnitt, als Grund gilt der Branchenmix. Der Ruf des Standortes bleibt aber gut.
Düsseldorf. Bald zwei Jahre ist der Ausbruch der Finanzkrise her, zuletzt wird wieder mehr über Aufschwung und Erholung geredet, die Arbeitslosenzahlen in Düsseldorf gehen zurück - da kommen die schlechten Nachrichten der Creditreform überraschend: Die Zahl der Firmeninsolvenzen in der Stadt steigt weiter, Düsseldorf liegt sogar über dem Landesdurchschnitt.
Mit rund 545 Insolvenzen rechnet Creditreform für 2010, im Vorjahr waren es 488. Das würde einer Zunahme von 11,7 Prozent entsprechen. Anders schaut es zum Beispiel bei den Nachbarn im Rhein-Kreis Neuss aus: Dort wird mit einem leichten Rückgang auf 276 Insolvenzen gerechnet.
Rainer Bovelet, wissenschaftlicher Leiter von Creditreform Düsseldorf/Neuss: "Die Krise ist noch nicht zu Ende." Trotzdem sei es kein Alarmsignal für Düsseldorf, dass die Zunahme hier auffällig hoch ist: "Ein Handelsstandort mit viel Aktivität ist in Krisenzeiten anfälliger für Insovenzen." Hinzu komme ein zeitlicher Effekt, den Insolvenzverwalter Georg Keplin beschreibt: "Insolvenzen kommen meist rund ein Jahr nach der Krise, und auch der spätere Rückgang tritt mit dieser Verzögerung ein."
Besonders stark betroffen sind laut Creditreform bestimmte Branchen: Dienstleistungen wie Werbung und Beratung, Logistik und Transport sowie die Baubranche. Martin van Treeck, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Düsseldorf sieht genau darin einen Schlüssel zur Erklärung: An Werbung und Transport sparten die Unternehmen in Krisenzeiten überall als erstes. "Weil Düsseldorf hier stark vertreten ist, wird das in der Krise spürbar."
Van Treeck glaubt trotzdem, dass Düsseldorf sich gut von der Krise erholen wird. Die Zahl der Rat suchenden Unternehmen habe schon wieder abgenommen Den grundsätzlichen Optimismus teilt Rainer Bovelet: "Düsseldorf steht trotzdem positiv da."
Übrigens hat in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Unternehmen in Düsseldorf zugenommen. Allein in der Boomzeit zwischen 2006 und 2007 stieg sie von 44 400 auf gut 50 000. Bis 2009 war ihre Zahl dann auf wieder auf 47 400 gesunken.