Karneval Wie man Prinzessin wird — und überlebt

Düsseldorf · Der Venetienclub hat einen „höchst-offiziellen“ Ratgeber für potenzielle Kandidatinnen verfasst. Da kann nichts mehr schief gehen.

Da steht alles drin, was die närrisch ambitionierte Kandidatin wissen muss. „Und plötzlich Prinzessin Venetia“ heißt der Ratgeber.

Foto: Marc Frankenhauser

Es gibt närrische Ereignisse, an die sich viele gern erinnern. Außer die Protagonisten. Da war zum Beispiel der Prinz, der seine Venetia schon bei der Kürung auf dem Thron mit den Federn seiner Kappe den ganzen Abend lang regelrecht verprügelte. Es wurde eine denkwürdige Session für beide. Oder die Prinzessin, die zum traditionellen „Null-Promille-Termin“ mit der Verkehrswacht erscheinen sollte und kurz vorher heraus kam, dass sie gerade keinen Führerschein mehr hatte. Diese und  andere Fettnäpfchen hätte man vermeiden können. Davon sind jedenfalls Heidrun Leinenbach und Janine Kemmer überzeugt. Sie hatten die Idee zu  „Und plötzlich Prinzessin Venetia“, dem „höchst-offiziellen Prinzessinnen-Ratgeber“ des Venetienclubs. Mit dem ersten Exemplar wurde Sabine Ilbertz überrascht, die gerade erst in den erlauchten Verein der Ex-Venetien aufgenommen wurde.

„Allen zukünftigen Venetien wollen wir damit Mut zur Prinzessinnenrolle machen, nützliche Tipps und sogar ein schnelles Update in Sachen Brauchtumskunde geben. Natürlich immer mit einem Augenzwinkern,“ sagt Heidrun Leinenbach, die auch Geschäftsführerin des Venetienclubs ist. Schließlich sei der Karneval durchaus eine ernste Angelegenheit. Und Fehltritte im Winterbrauchtum haben ein langes Verfallsdatum.

Am besten wird der passende Prinz gleich mitgeliefert

Darum beginnt das Buch auch mit einem Venetien-Check. Wer nicht weiß, welche die schönste Stadt am Rhein ist oder warum Karneval gefeiert wird (...dass der alte Holzmichel noch lebt?), sollte noch ein paar Jahre „probefeiern“, bis die Bewerbung ans Canevals Comitee geschickt wird. Wie das geht, wird ebenso erklärt wie die Tatsache, dass die Venetia ein „teures Mädchen“ ist und sich am besten ein paar Sponsoren ins Boot holen sollte. Noch besser sei es, wenn der passende Prinz schon vorhanden ist und das Paar sich gemeinsam bewirbt.

Es folgen die etwas weniger erfreulichen Kapitel. Denn im Laufe einer Session kommen manche Details aus der Vergangenheit einer Venetia ans Tageslicht. „Sollte es da dunkle Flecken geben, ist es sehr ratsam, diese frühzeitig mit dem CC zu besprechen“, empfehlen Heidrun Leinebach und Janine Kemmer. Dabei haben sie offenbar an eine ganz bestimmte Prinzessin gedacht: „Aber wir haben das Buch neutral gehalten.“

Dazu gibt es Überlebenstipps für die Session. Zur Grundausrüstung einer Venetia gehören unbedingt Desinfektionsmittel für die Hände, aber auch Blasenpflaster oder Hals-Pastillen für eine stabile Stimme und Killepitsch für den Magen. So ausgerüstet können sich die Prinzessinnen darauf konzentrieren,  Fettnäpfchen zu vermeiden. „Trage nie Blau bei der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss“ oder „Achte stets darauf, wie der Verein heißt, auf dessen Bühne du stehst“ sind zwei Hinweise. Und man soll nicht mit dem Prinzen zanken, schon gar nicht in aller Öffentlichkeit. Auch bei dem Kapitel haben die beiden Autorinnen offenbar an unrühmliche Vorbilder gedacht.

Kaufen können ambitionierte Kandidatinnen den Prinzessinnen-Ratgeber für elf Euro beim Venetienclub. Fünf Euro davon gehen an die Organisation Pro-Mädchen.