Wie viele Wohntürme dürfen es sein?

Neun sind in Bau oder Planung — über weitere wird nachgedacht. Kritik gibt’s von Experten.

Düsseldorf. Die Stadt setzt zunehmend auf Wohnhochhäuser. Neun Stück sind zurzeit im Bau oder in der konkreten Planung. Zudem prüft die Verwaltung, inwieweit in der City-Süd-Ost zwischen Berliner Allee und Hauptbahnhof „geeignete Standorte für Hochpunkte“ vorhanden sind.

Machbar erscheinen solche laut Planungsamt zudem auf dem letzten freien städtischen Gelände an der Franziusstraße im Medienhafen. Für die Tuchtinsel hat OB Dirk Elbers bereits erklärt, dass er sich dort ein Wohnhochhaus wünscht. Der WZ sagte er jetzt, dass er sich noch „weitere Standorte in Düsseldorf vorstellen“ kann, wenn sie gut durchdacht seien.

Kritik an dieser Entwicklung kommt jetzt von Experten wie dem Präsidenten der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch. Wohnhochhäuser seien nichts für Familien, funktionierten nur im hochpreisigen Segment und da habe er Zweifel, ob alle Standorte entsprechend nachgefragt würden. „Für die Königskinder sehe ich wie beim Portobello-Haus kein Problem, aber beim Wohnturm im Quartier M in der Nähe des Hauptbahnhofs schon.“

Der Stadtsoziologe Volker Eichener sieht wie Miksch auch die Entwicklung im Quartier Central kritisch. „Was ist, wenn die Hochhäuser dort erste Alterserscheinungen zeigen und sich dann die Mieterstruktur ändert?“

Beide verweisen zudem darauf, dass Wohnhochhäuser kein Mittel gegen Wohnungsmangel sind, da große Abstände zu den Nachbarhäusern zu wahren seien. Planungsdezernent Gregor Bonin hält jedoch dagegen, dass dadurch Fläche für Parks und Grünflächen gewonnen würde. Hochhäuser seien angesichts „knapper werdender Entwicklungspotenziale eine von vielen Optionen“.

Ziel sei es, bei den neuen Wohntürmen, eine Bevölkerungsmischung zu erreichen. Da der öffentlich geförderte Wohnungsbau auf fünf Vollgeschosse begrenzt sei, könnten soziale Konflikte vermieden werden.

Und wenn Eichener und Miksch vor allem die mangelnde nachbarschaftliche Kontrolle in Wohnhochhäusern kritisieren, will die Stadt dies durch die „unmittelbare Zuordnung von Infrastruktur und Service-Einrichtungen im Gebäude kompensieren“.

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