Wohl kein Prozess um Kantholz-Schlag
Zeugen haben sich nicht gemeldet — bei dieser Sachlage ist eine Anklage nicht möglich, so der Staatsanwalt.
Düsseldorf. Es deutet sich bereits seit einigen Wochen an: Um den tödlichen Schlag mit einem Kantholz Anfang Oktober wird es wohl keinen Prozess geben. Die Ermittler hatten noch immer gehofft, dass vielleicht doch Zeugen etwas über den Zwist zwischen drei Jugendlichen und dem später verstorbenen Massimiliano L. (44) sagen können.
„Aber es haben sich keine Zeugen gemeldet — und es werden sich auch keine mehr melden“, ist sich Staatsanwalt Christoph Kumpa jetzt sicher. Und wenn sich an der Sachlage in dem Fall nichts mehr ändere, dann „ist voraussichtlich eine Anklageerhebung nicht möglich“, erklärt er.
Noch immer laufen Ermittlungen zum gewaltsamen Tod des 44-jährigen L. am späten Abend des 4. Oktober an der Haltestelle „An der Piwipp“. Derzeit werden noch zwei unterschiedliche Gutachten zur Todesursache erstellt — es geht darum, ob der Schlag selbst wirklich schon tödlich war; für die strafrechtliche Bewertung des Falles spielt das aber wohl keine vorrangige Rolle.
Kumpa: „Das Ergebnis wird wohl vor Ende des Jahres nicht vorliegen.“ Die Tochter des Verstorbenen habe zudem Akteneinsicht beantragt, um im Falle eines Verfahrens Nebenklägerin sein zu können. Und der Verteidiger des 17 Jahre alten Hauptverdächtigen hat eine weitere Stellungnahme angekündigt. Es sei aber, so Kumpa, nicht zu erwarten, dass der Jugendliche sich jetzt selbst belasten will.
Somit haben die Ermittler nach wie vor keine Beweise in der Hand, welche die Notwehr-Version der drei jungen Männer widerlegen könnte. Das Trio hatte einhellig geschildert, der stark alkoholisierte L. habe sie in der Bahn wiederholt beschimpft und mit einem Ledergürtel bedroht.
Daraufhin habe der 17-Jährige das besagte Kantholz, das nachweislich bereits lange zuvor in der Straßenbahn gelegen hatte, aufgehoben — aus Angst, sagen er und seine Freunde. Als die drei Jungen dann ausstiegen, sei der 44-Jährige aufgesprungen, hinter ihnen her zur Tür gekommen und habe den 17-Jährigen mit der Schnalle des Gürtels geschlagen — der wiederum habe sich dann mit dem Holzscheit zur Wehr gesetzt.
Die Lebensgefährtin von Massimiliano L. hat bestätigt, dass ihr Freund an jenem Abend sehr aggressiv war; das Paar hatte sich zuvor gestritten. Zudem konnte auch sie nicht erklären, warum L. dem Trio an der Haltestelle folgte, obwohl sie beide dort nicht aussteigen mussten. Sie bestreitet aber, dass ihr Lebensgefährte die Jugendlichen zuvor bedroht habe.
Sowohl L. als auch die drei jungen Männer sind völlig unbescholten, was Gewaltkriminalität angeht. Wer tatsächlich wen angepöbelt hat, wer den ersten Schlag ausgeführt — ohne objektive Zeugen lässt sich das offenbar nicht mehr klären. Das Verfahren wird dann eingestellt werden müssen.