Wolfgang Schulhoff — der Herr des Handwerks
Politiker, Unternehmer und streitbarer Geist: Der 74-Jährige ist nach schwerer Krankheit gestorben.
Düsseldorf. Wenn herausragende Persönlichkeiten des politisch-wirtschaftlichen Lebens sterben, gibt es oft lobende Nachrufe aus vielen Ecken. Selten freilich sind die Fälle, wo dies aus wirklicher Überzeugung und quer über alle Lager hinweg geschieht. Doch Wolfgang Schulhoff (74), der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages und der Handwerkskammer Düsseldorf, ist sicher solch ein Fall.
So würdigte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den verstorbenen CDU-Mann als eine der Ersten: „Sein Tod hat mich tief getroffen. Mit Wolfgang Schulhoff haben wir nicht nur einen der bedeutsamsten Vertreter des nordrhein-westfälischen Handwerks verloren, sondern auch einen unermüdlichen Streiter für den Wirtschaftsstandort.“
Armin Laschet, Landes- und Fraktionsvorsitzender der NRW-CDU, hob die Vielschichtigkeit Schulhoffs hervor: „Er war eine ebenso prägende wie prägnante Persönlichkeit, die weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus wirkte — als Unternehmer, Hochschullehrer, Mäzen, Verbandspräsident und als Politiker.“
Wer Schulhoff persönlich erlebte, traf auf einen wachen, umfassend gebildeten und streitbaren Geist. Der klein gewachsene Protestant, gewiss nicht frei von Eitelkeit und Geltungsdrang, glühte förmlich vor Begeisterung, wenn es um seine großen Herzensthemen ging: die soziale Marktwirtschaft mit ihrem Rückgrat Mittelstand und ein einiges Europa.
Entsprechend in Wallung geriet er, wenn seine Kernanliegen ausgehöhlt zu werden drohten. Entweder durch bürokratische Hemmnisse seitens des Staates. Oder durch Gier und Boni-Exzesse in den Chefetagen sowie hemmungsloses Schuldenmachen. Dann sagte er Sätze wie diesen: „Was einige Vorstandschefs und Top-Manager so treiben, erinnert mich an die sizilianische Mafia.“ Fassungslos stand der Mann, der den alten fürsorglichen Unternehmertyp verkörperte, vor den explosiven Folgen der globalen Finanzkrise — nicht zuletzt vor den moralischen.
Der erfolgreiche Handwerker war als CDU-Bundestagsabgeordneter nie abhängig von der Politik. Deshalb konnte er gefahrlos klare Worte sprechen — und selbst Kanzler Helmut Kohl (CDU) öffentlich Contra geben. Ohne dass er ein Quertreiber hinter den Kulissen gewesen wäre.
Bestimmend für sein Leben war vor allem Vater Georg, dem er in so vielem nachfolgte — vom Betrieb über den Bundestag bis an die Spitze fider Handwerkskammer. Als kleiner Junge war der Vater von Ungarn nach Düsseldorf gekommen, die Großmutter war Jüdin, Wolfgang Schulhoff somit „Viertel-Jude“. Im Krieg erlebte er deshalb die Gestapo im Elternhaus. Noch zwei Wochen vor Kriegsende wurde er als Fünfjähriger von einem Granatsplitter verletzt.
Am Montagabend nun ist Wolfgang Schulhoff mit 74 Jahren an seiner Krebserkrankung gestorben.