Zentimeterarbeit beim Zeltaufbau: Roncalli ist im Rheinpark angekommen

Schon vor der Premiere muss der Zirkus ein straffes Programm absolvieren, um den Aufbau pünktlich zu vollenden.

Zentimeterarbeit beim Zeltaufbau: Roncalli ist im Rheinpark angekommen
Foto: Judith Michaelis

Wenn am nächsten Freitag der Zirkus Roncalli seine Premiere in Düsseldorf feiert, haben die Zeltarbeiter rund um Betriebsleiter Patrick Philadelphia ihr Werk vollbracht. Über 25 Helfer sind seit Donnerstag mit dem Transport und Aufbau des Zirkuszeltes beschäftigt, mit dem Roncalli seit 42 Jahren durch Deutschland tourt. Genau genommen besitzt der Zirkus inzwischen vier solcher Zelte, so kann der Aufbau in Düsseldorf bereits beginnen, bevor der Abbau am Kölner Neumarkt abgeschlossen ist, wo noch bis Montag Vorstellungen stattfinden. Günstig ist das nicht, denn jedes der aus neun Schichten bestehenden und in Handarbeit gefertigten Zelte kostet etwa eine Million Euro.

Fast 1500 Zuschauer nehmen pro Vorstellung in dem Zelt Platz, dessen Durchmesser 36 Meter und 80 Zentimeter misst und 16 Meter hoch ist. Während am Donnerstag und Freitag die ersten der 15 LKWs den Rheinpark erreichen, wird zunächst das Zelt ausgelegt, das aus vier jeweils 800 Kilogramm schweren Teilen besteht und vor Ort zusammengesetzt wird. Bevor die Zirkuswagen an ihren Platz kommen oder Strom und Wasserkabel verlegt werden, wird die Fläche von zwei Fußballfeldern ausgemessen und alle wichtigen Stellen markiert. Zeltmeister Michele Rossi weiß schon zu Beginn, wo später etwa der Speise- oder Kassenwagen stehen wird. Hierbei müssen die Helfer sehr genau vorgehen, erklärt Markus Strobl, Medienchef von Roncalli: „Genauigkeit ist von Anfang an wichtig, denn die 25 Kilogramm schweren Anker, die später das Zelt in Form halten, werden einen Meter tief in den Boden geschlagen. Dabei ist es wichtig, dass wir die Position jeder Gas- oder Elektroleitung unter dem Boden kennen, damit kein Schaden entsteht.“

Dank Baggern müssen diese Haken heute immerhin nicht mehr händisch in den Boden getrieben werden. Auch die vier 16 Meter langen Aluminiummasten, die das Zelt aufrecht halten, wurden am Donnerstag aufgerichtet, damit als nächstes das Zelt gespannt und gehoben werden kann. Hinzu kommen 172 Anker für das Hauptzelt und 88 Rondellstangen, die neben den Hauptmasten an der Außenwand das Zeltdach oben halten. Zeltmeister Rossi muss an diesen Tagen stets darauf achten, dass das Zelt und das Equipment keinen Schaden nehmen, wie etwa durch Wind oder Regen. „Unsere Helfer arbeiten sehr schnell und konzentriert. Nur wenn es regnet, arbeiten sie noch schneller“, sagt Strobl. Nach zwei Tagen muss das Zelt stehen, denn dann kommen die Materialwagen, die erstmals ausschließlich auf dem Straßenweg transportiert werden, da die Laderampe, die dem Zirkus bisher die Anfahrt mit dem Zug ermöglicht hatte, vor kurzem geschlossen wurde.

Sobald das Zelt in Position steht, bleiben den Helfern noch zwei Tage, um den Innenraum in die so bekannte nostalgische Zirkuswelt zu verwandeln, die die Zuschauer ab nächster Woche erwarten wird. Acht Kubikmeter Sägespäne werden für die Manege angeliefert, über 10 000 LED-Glühbirnen und 400 Scheinwerfer müssen installiert werden, um sie in das perfekte Licht zu tauchen. Eine weitere logistische Herausforderung sind die insgesamt fünf Kilometer Kabel, 1,5 Kilometer Wasserleitungen und weitere 1,5 Kilometer Abwasserschläuche, die angeliefert und genau verlegt werden müssen.

Nachdem Roncalli bereits seit Mitte der Neunziger auf Wildtiere wie Löwen und Elefanten verzichtet hat, kommen die Vorstellungen des Zirkus ab diesem Jahr gänzlich ohne Tiere aus. „Wir haben uns im Laufe der Jahre mehr und mehr zu einem Großstadtzirkus entwickelt und nicht überall sind wir von grünen Wiesen umgeben, wie hier in Düsseldorf. Nicht zuletzt zum Wohl der Tiere war es an der Zeit für etwas Neues“, sagt Markus Strobl. Deshalb gibt es in diesem Jahr einige besondere Überraschungen für das Publikum, denn so ganz wird auf die Zirkustiere nicht verzichtet.

Von den Kostümbildnern des Musicals „König der Löwen“ ließ Roncalli Tiere bauen, die die Zuschauer verzaubern sollen. Außerdem setzt der Zirkus nun auf Hologramme, um die Tiere in der Manege zum Leben zu erwecken. Allein für die Vorbereitung der Technik für diese Lichtillusion werden über vier Stunden Arbeit benötigt. Trotz all des Aufwands konnte bei Roncalli bisher jede Premiere eingehalten werden. Ab Freitag, dem 25. Mai können sich die Zirkusbesucher also auf 28 Artisten aus 19 Nationen und einige Überraschungen freuen.

Spielzeit: Vom 25. Mai (Premiere) bis 24. Juni im Rheinpark (Robert-Lehr-Ufer). Tickets gibt es zwischen 15 und 66 Euro (zzgl. Vvk-Gebühren) unter roncalli.de, direkt an der Zirkuskasse oder unter 0211 98709966