Skandalöse Carmina Burana in Düsseldorf
Der Gastveranstalter A&O Pyrogames zeigt, wie es nicht geht. Dabei war manches fast solide.
Dass Musik Geschmackssache sei, mag stimmen. Natürlich gibt es jene, die das eine lieber mögen als das andere. Das ist auch legitim. Doch es gibt Fälle, da sollte man durchaus über Geschmack oder dem Mangel an Geschmack streiten. Gerade, wenn es um Qualität geht oder das Vortäuschen von Qualität — um Mimikry. Leider erlebt man solche Fälle immer wieder.
Wie auch in diesem Fall bei einem Gastveranstalter in der Tonhalle Düsseldorf. Jener, die A&O Pyrogames aus Magdeburg, tourt zur Zeit durch deutsche Konzertsäle mit Carl Orffs „Klassik-Hit“ Carmina Burana. Doch das, was diesem Werk aus Mitte der 30er Jahre bisweilen schon angetan wurde und angetan wird, insbesondere dem eingängig mächtigen „O Fortuna“, grenzt an Leichenfledderei. Aber auch ganz ohne Pathos oder mit einem angespitzten Zeigefinger aus der Hüterschaft der E-Musik wedelnd, gibt es Fälle, die diesem Werk wirklich Unschönes antun. Leider auch - unter Mitwirkung der Nordböhmischen Philharmonie Teplice und dem so gennaten „National Chor Prag“ — das mit Lichteffekten auf Event getrimmte Konzert in der Tonhalle. Von der interpretatorischen Qualität abgesehen, die leider erwartungsgemäß an die vollmundigen Ankündigungen, etwa im Programmheft, nicht heranreichen kann, wurde eine Todsünde begangen, die sich mit keinem Konzept der Welt entschuldigen lässt. Will man auch populär sein. Im Mendeslssohn-Saal sowohl Orchester als auch Chor und Gesangssolisten mit Mikro zu versehen und sie abgemischt mit reichlich Hall über Lautsprecher zu verstärken. Ist es aus der Sicht des Veranstalters vielleicht eine gute Idee, doch das Ergebnis wirkt schon fast bemitleidenswert.
Gut, ein Kammerorchester kann keinen so bombastischen Klang liefern, doch kaschieren kann man die musikalischen Schwächen der Musiker so nicht. Und dabei war manches doch fast sogar solide. Aber eben weit entfernt davon, die Ticketpreise zu rechtfertigen. Mimikry also.