Zweifel der Politik sind folgerichtig
Guns ’n’ Roses sind in der Stadt. Zum Schlafen, nicht zum Spielen. Auf die Bühne sind sie gestern Abend in Gelsenkirchen gegangen. Auch ein Blick auf den Eventkalender der Kölner Arena lohnt sich.
U2 und Justin Timberlake geben dort Doppelkonzerte, dazu treten große Acts wie Lenny Kravitz oder Eric Clapton auf. Den ganzen Sommer über. Und in Düsseldorf? Im Juli kommt Helene Fischer in die Arena. Dass die Toten Hosen den Abschluss ihrer Tournee vor den eigenen Fans spielen, ist kein Verdienst besonderer Akquise, sondern selbstverständlich. Das war’s an großen Musikevents in Düsseldorf. Zu behaupten, die Absage des Ed-Sheeran-Konzertes würde dem Image der Stadt bei den Konzert-Veranstaltern schaden, ist purer Unsinn. Wo nichts ist, kann auch kein Schaden angerichtet werden. Wer große Stars in Düsseldorf sehen will, muss sich vor den Eingang des Breidenbacher Hofs stellen — und winken.
Verständlich ist, dass die DCSE die Gelegenheit beim Schopfe packen und das trostlose Konzertangebot ein wenig aufhübschen wollte. Doch mit diesem Schnellschuss hat sich niemand einen Gefallen getan. Die Sicherheitsbedenken mit dem Argument vom Tisch zu wischen, auf dem Messeparkplatz müssten die Besucher ja nicht wie bei der Duisburger Loveparade durch einen Tunnel, ist absolut naiv. Auf dem Gelände können ganz andere Gefahren drohen. Was passiert zum Beispiel, wenn bei einem Unwetter Menschen in Panik Richtung Autobahn oder Rhein laufen? Das muss verantwortungsvoll und von Experten analysiert werden. Die CDU hat Zweifel, ob dies unter dem Termin-Druck vor dem 22. Juli möglich ist. Es ist absolut folgerichtig, die Verantwortung für das Konzert abzulehnen. Zumal die Politiker im anderen Fall möglicherweise persönlich in Haftung genommen werden, wenn doch jemand zu Schaden kommen sollte.
Dass die Grünen nicht zustimmen, wenn für vier Stunden Spaßgesellschaft mehr als 100 gesunde alte Bäume abgesägt werden sollen, liegt in der Natur der Sache einer Partei, die sich den Umwelt- und Naturschutz auf die Fahne geschrieben hat. Was hier mal schnell mit einem Federstrich beschlossen werden sollte, entspricht nicht dem Zeitgeist. Allein das Argument reicht, um die neue Eventfläche zu kippen.
Wenn jetzt nach Schuldigen gesucht wird, muss ganz woanders angefangen werden. Nicht zum ersten Mal wurde ohne jede Rückendeckung aus der Politik eine Veranstaltung an Land gezogen. Offenbar hat Oberbürgermeister Thomas Geisel aus der Vergangenheit nichts gelernt. Die Parallelen zur Tour de France sind unübersehbar. Mit den finanziellen Nachwehen des Radrennens müssen sich die Kommunalpolitiker bis heute auseinandersetzen. Völlig unklar ist, ob die Stadt nicht auch nach dem Konzert auf Kosten sitzenbleibt. Noch ein weiterer Grund, warum viele Entscheider keine Lust mehr auf Ed Sheeran haben. Im Sinne der 85 000 Musik-Fans, die endlich Klarheit haben möchten, was aus ihren Karten wird, ist eine schnelle Entscheidung nötig. Oder um es mit Herbert Grönemeyer zu sagen, der die Arena einst eröffnete: Was soll das?