Zwölfjährige ging in die Internet-Falle
Vergewaltigt: Zwölfjährige wurde von 25-jährigem Chat-Freund missbraucht. Der Peiniger muss drei Jahre in Haft.
Düsseldorf. Sie nannte sich Jamaica-Girl und suchte einfach nur jemanden zum Reden. Regelmäßig machte die zwölfjährige Stefanie (Name geändert) Bekanntschaften im Internet. Im Sommer 2005 lernte sie Harald M., 25, kennen - Internetname: Netter Engel. Die beiden waren sich sofort sympathisch, plauderten über Schule, Freunde und Hobbys. Sein Alter verriet der "nette Engel" jedoch nicht.
Im September 2005 traf sich Stefanie mit ihm. Der 25-Jährige lockte die Schülerin in seine Wohnung und vergewaltigte sie. Gestern wurde der Mann, der als Chauffeur arbeitet, vom Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu drei Jahren Haft verurteilt. Er soll außerdem rund 1000 kinderpornografische Fotos auf seinem Computer gespeichert haben.
Elisa Behner, Medienpädagogin bei "Pro Mädchen"
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit erzählte die heute 14-Jährige, wie sie im Chat auf den Mann gestoßen war. Er sei sehr charmant und verständnisvoll gewesen. Sie habe gedacht, mit einem Gleichaltrigen zu sprechen.
Erst später habe sie erfahren, dass Harald M. Mitte 20 war. Bei der Begegnung mit dem kräftigen bekam sie sofort Angst, traute sich aber nicht mehr, wegzulaufen. In seiner Wohnung habe M. sie gezwungen, sich auszuziehen, und sich auf sie gelegt. "Ich konnte mich gar nicht wehren, er war viel zu schwer."
Obwohl sie mehrfach gesagt habe, dass sie das nicht wolle, habe er sich ein zweites Mal an ihr vergangen. "Ich war wie in Trance, hatte starke Schmerzen." Erst am nächsten Abend erzählte sie ihrer Mutter das Martyrium. Die Mutter erstattete Anzeige.
Vor Gericht hatte der Angeklagte zunächst behauptet, das Kind habe freiwillig mit ihm geschlafen. Erst nach einem Rechtsgespräch gab er die Vergewaltigung zu und entschuldigte sich bei dem mädchen. "Er hat die Schwärmerei bewusst ausgenutzt", sagte der Staatsanwaltschaft.
Chatverhalten Auf Chat-Namen mit sexuellem Inhalt ("sexyhexy12") sollte man ebenso verzichten wie auf Namen mit Angaben zu Geschlecht und Alter. Spezial-Chats, vor allem Flüster-Chats sollte man meiden.
Treffen Wer sich mit einem Chatpartner das erste Mal "real" treffen will, sollte das möglichst an einem belebten, neutralen Ort tun und, auch wenn es noch so uncool ist, eine möglichst erwachsene Begleitperson mitnehmen.
Nein sagen Wenn im Chat unerwünschte Anmachen oder Beleidigungen kommen: den Chatpartner sperren lassen und dem Seitenbetreiber sowie der Polizei melden. Einen gefahrlosen, weil moderierten Jugendchat gibts im "Cyberland" auf:
Hinschauen Eltern sollten Kinder und Jugendliche nicht vor dem PC allein lassen, sondern Interesse zeigen, mit ihnen über die Chaträume, -themen und -partner reden, auch selbst einmal Chaträume ausprobieren.
PC-Zugang Gerade jüngere Kinder sollten nicht unbeobachtet im eigenen Zimmer einen Internet-Computer zur Verfügung haben, sondern besser in einem zentralen Raum wie dem Wohnzimmer im Netz surfen. Nächtliche Alleingänge im Netz sollte es möglichst nicht geben.
Hilfe Der Düsseldorfer Verein "Pro Mädchen" bietet Mädchen Hilfen zum richtigen Verhalten im Netz. Mehr Infos und Broschüren unter: