Wurmzüchter aus Düsseldorf Das Start-up Corbiota wurde erst für seine Nachhaltigkeit gefeiert – jetzt wird es aufgelöst

Düsseldorf · Corbiota galt als junges Vorzeige-Unternehmen, wurde vom Chemiekonzern BASF finanziert und vom Bund gefördert. Nun ist alles vorbei. Warum?

Pascal Heithorn und Julia Rohde, Mitgründer von Corbiota, im früheren Büro an der Adersstraße: „Das war eine fantastische Reise.“

Foto: Maximilian Nowroth

(now) Man stelle sich eine Familie vor, die ein Kind groß zieht und dann dabei unterstützt, auf eigenen Beinen zu stehen. Nur wenig später aber werden Fragen nach dem Wohlbefinden des Sprösslings nicht mehr beantwortet – als hätte es ihn nie gegeben.

Im übertragenen Sinne kann man sich so die Beziehung zwischen einem jungen Düsseldorfer Unternehmen und dem weltgrößten Chemiekonzern vorstellen. Corbiota ist vor zwei Jahren als Start-up aus dem BASF-Firmenbrutkasten „Chemovator“ geschlüpft, jetzt steht die Auflösung an. Wie konnte das passieren? Fragt man die Sprecherin des BASF-Inkubators, heißt es nur: „Wir werden uns nicht äußern.“

Das ist verwunderlich, denn BASF hält knapp ein Viertel der Anteile an Corbiota. Und als sich der Konzern im Frühjahr 2023 über das Düsseldorfer Start-up äußerte, war noch die Rede von einer „erfolgreichen Ausgründung“. Mehrere Meilensteine wurden gefeiert. Einerseits die Aufnahme in das Förderprogramm Scale-up.NRW, als eines der „Top 11 Start-ups in Nordrhein-Westfalen“. Andererseits die Zusage des Bundeswirtschaftsministeriums für ein Fördermittelprogramm im Wert von 500 000 Euro.

Doch jetzt ist alles vorbei. Entschieden haben das weder die beiden Gründer, noch die BASF – sondern ein bekannter Düsseldorfer Rechtsanwalt. Weil Corbiota zahlungsunfähig ist, wurde Dirk Andres Anfang Oktober zum Insolvenzverwalter ernannt. Diesen Donnerstag schrieb sein Sprecher auf Anfrage: „Aufgrund fehlender Sanierungs- und Fortführungsperspektiven muss der Insolvenzverwalter das Unternehmen aus insolvenzrechtlichen Gründen schließen.“

Kündigung für
die 17 Beschäftigen

17 Beschäftigte hatte Corbiota bis zur Insolvenz, allen wurde gekündigt. Das Büro an der Adersstraße in Friedrichstadt ist an den Vermieter zurückgegeben. Die Produktion in Castrop-Rauxel, wo Regenwürmer als Futtermittel gezüchtet wurden? Stillgelegt. Die Pläne für eine Expansion in die USA? Begraben.

„Natürlich hätte ich mir etwas anderes gewünscht“, sagt Mitgründer Pascal Heithorn. Er sei dankbar für die wertvollen Erfahrungen und das neue persönliche Netzwerk. Was er jetzt genau mache, wisse er noch nicht. „Aber ich plane nicht, lange in der Arbeitslosigkeit zu verschwinden.“ Seine Mitgründerin Julia Rohde, die noch vor einer Woche von 150 geplanten Neueinstellungen in den USA berichtet hatte, sagt: „Es war eine fantastische Reise mit einem tollen Team. Jetzt werde ich erst mal ein bisschen durchatmen.“

Über die Gründe der Auflösung dürfen die beiden nicht sprechen, ein Sprecher des Insolvenzverwalters übernimmt: „Ohne Investor mit einem tragfähigen Konzept und erforderlicher Mittel kann der Insolvenzverwalter das Unternehmen nicht fortführen.“ Vom Amtsgericht heißt es, dass in dieser Woche Werte des Unternehmens verkauft wurden. Hat sich also womöglich die BASF die Marken- oder Patentrechte an Corbiota gesichert? Von dem Konzern und dem Insolvenzverwalter gibt es darauf keine Antwort.

Aus dem Düsseldorfer Digihub, der das Unternehmen im Rahmen des Programms Scale-up.NRW unterstützt hatte, heißt es: „Wir hoffen, dass die beiden Gründer ihre Vision für natürliche Tiergesundheit- und Tierwohllösungen in anderer Form fortführen können.“