Thermografie-Aufnahmen des Eigenheims können Aufschluss darüber geben, ob eine Sanierung nötig ist Energielecks im Haus aufspüren

STUTTGART/NÜRNBERG · Sie zahlen hohe Heizkosten und haben zugleich das Gefühl, die Räume sind nie richtig warm? Dann kann es sein, dass sie die Wärme durch Fenster und Wände verlieren. Die Wärmelecks lassen sich mithilfe einer besonderen Fototechnik aufspüren: der Thermografie.

 Bewölkter Himmel und Minusgrade sind perfekt für die Wärmebild-Aufnahmen des Hauses.

Bewölkter Himmel und Minusgrade sind perfekt für die Wärmebild-Aufnahmen des Hauses.

Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

Dabei entstehen Bilder in intensiven Farben, die für die Temperaturen der Hausteile stehen. Bei der Außen-Thermografie sind die Stellen des Hauses gelb bis rot, an denen viel Wärme von innen entweicht. Wo das Bild blau oder grün gefärbt ist, ist die Oberfläche kälter und es dringt weniger Wärme nach außen.

Die Innen-Thermografie funktioniert genauso, die Farben werden jedoch andersherum gedeutet: Rot entspricht warmen, ausreichend gut gedämmten Stellen im Haus. Grün und Blau zeigen, wo der Raum durch Wärmelecks auskühlt ist und wo Sanierungsbedarf besteht, heißt es von der baden-würrtembergischen Initiative „Zukunft Altbau“.

Wann sollte ich Thermografie-Aufnahmen machen lassen?

Die ersten Anzeichen, dass es ein Wärmeleck geben könnte, sind oft mit bloßem Auge erkennbar: Schimmel, Feuchtigkeit an den Wänden und Fenstern oder Haarrisse der Wand. Auch auf dem Dach zeigen sich die Mängel, wenn Schnee darauf ungleich wegtaut oder wenn sich Eiszapfen bilden, erklärt Hermann Kaubitzsch vom Bundesverband für Angewandte Thermografie in Nürnberg.

Er ergänzt: „Thermografie wird genutzt, wenn ein Temperaturproblem im Haus auftritt.“ Etwa wenn eine Wohnung im Winter nicht richtig warm wird. „Wer das Gefühl hat, dass es trotz aufgedrehter Heizkörper zieht, kann die Innenseite der Außenwände thermografisch untersuchen lassen“, sagt Jürgen Henke, Energieberater bei Zukunft Altbau.

Was umfasst so ein Auftrag?

Die Aufnahmen selbst und die Interpretation der Fundstellen durch einen Thermografen. Meist ergibt sich daraus eine konkrete Sanierungsempfehlung. Die Kosten für die Aufnahmen liegen laut Zukunft Altbau bei rund 400 bis 600 Euro für ein Einfamilienhaus.

Lasse ich besser Außen- oder Innenaufnahmen machen?

„Von außen erhält man nicht ganz so detaillierte Ergebnisse wie von innen“, sagt Thermografie-Experte Kaubitzsch. Aber es gebe Messungen, die nur von außen funktionieren, wie zum Beispiel die vollständige Prüfung eines Wärmedämmverbundsystems an der Fassade. Zudem stelle man von außen fest, wie gut die Fenster gedämmt sind, sagt Steffen Kind vom Gebäudeenergieberaterverband GIH.

Die Außenaufnahmen verschaffen also oft einen Überblick. Danach folgen die näheren Messungen per Innen-Thermografie im Dach, an der obersten Geschossdecke und an allen Außenwänden sowie den Fenstern und Türen, erläutert Steffen Kind den richtigen Ablauf.

Gibt es Bedingungen für die Aufnahmen?

„Die besten Wärmebilder entstehen in der Nacht oder am frühen Morgen“, sagt Henke. „Ideal sind fünf Grad Außentemperatur und kälter.“ Und keine Sonne, kein Wind, Nebel, Regen oder Schnee. Am besten ist also ein dauerhaft bedeckter Himmel. Das Haus sollte zugleich beheizt sein. „Eine Raumtemperatur von 20 bis 22 Grad Celsius ist ausreichend“, erläutert Henke. Denn es muss ein Temperaturunterschied von innen nach außen herrschen, am besten von mindestens 15 Grad. Aber der Experte empfiehlt auch, zwei bis drei Stunden vor der Messung die Ventile zuzudrehen – wegen der Wärmeabstrahlung der Heizkörper, ergänzt der Experte.

Ab diesem Zeitpunkt sollte nicht mehr gelüftet werden. Die Fenster bleiben auch während der Thermografie geschlossen, sonst strömt zu viel Wärme nach außen. Folglich erwärmt die Fassade, was zu fehlerhaften Bildern führen kann.