Evangelische Kirche in Vorst Eventkirche – der Weg der Zukunft?

Vorst · Die Zahlen der Gemeindeglieder der evangelischen Kirchengemeinde Anrath-Vorst sinken, die Kosten steigen. Jetzt wird über eine mögliche Entwidmung der Kirche diskutiert.

Norbert Neugebauer, der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, präsentierte die Zahlen.

Norbert Neugebauer, der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, präsentierte die Zahlen.

Foto: Norbert Prümen

Rund 50 Gemeindeglieder kamen zur außerordentlichen Gemeindeversammlung, zu der die evangelische Kirchengemeinde Anrath-Vorst in die Vorster Kirche eingeladen hatte. Die Kirche selbst spielte in der Versammlung die Hauptrolle, da die Gemeinde plant, diese zu entwidmen. „Unsere beiden heutigen Themen, der Zukunftsprozess und die Entwidmung, sind als Gesamtheit zu sehen“, sagte Norbert Neugebauer. Der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums stellte das Ziel in den Raum, die Gemeinden für die kommenden Jahre zu stärken und weiterzuentwickeln. Dass dafür Veränderungen notwendig sind, machte er anhand von Zahlen klar.

Die finanziellen Mittel seien rückläufig und würden sich nach den Prognosen bis 2035 für die Kirchengemeinde vermutlich halbieren, so Neugebauer. Hat die evangelische Kirchengemeinde Anrath-Vorst derzeit noch knapp 3000 Mitglieder, so geht man in der Gemeinde davon aus, dass es in zehn Jahren wahrscheinlich weniger als 1800 sein werden. Eine Zahl, die aufgrund der Abnahme der Gemeindeglieder in den vergangenen fünf Jahren errechnet wurde. Eine eigene Pfarrstelle würde damit auch entfallen.

„Unser Gehalt aufgrund der abnehmenden Gemeindemitglieder reduziert sich. Zeitgleich steigen aber unsere Fixkosten für Gebäudeunterhalt und Personal. Wie sollen wir dies auffangen? Mit dieser Entwicklung müssen wir uns als Gemeinde auseinandersetzen und entgegenwirken“, sagte Neugebauer. Das heiße im Umkehrschluss nicht, dass Angebote der kirchlichen Arbeit gestrichen werden sollen, aber es müsse eine Umstrukturierung erfolgen. Nicht jede Gemeinde könne zukünftig alles in Eigenregie anbieten. Vielmehr gehe es darum, die Kräfte zu bündeln.

Dies passiert in den fünf evangelischen Gemeinden, die die Region Mitte bilden bereits – dazu gehören Anrath-Vorst, Grefrath, Kempen, St. Tönis und die Emmausgemeinde Willich. St. Tönis und Willich teilen sich eine Stelle in der Seniorenarbeit. Eine solche Kooperation könnte sich auch die evangelische Kirchengemeinde Anrath-Vorst vorstellen. Das sei ein Grund, warum die frei gewordene Stelle in diesem Bereich auch noch nicht besetzt worden sei, erläuterte Neugebauer.

Dann leitete er zu den Betriebskosten über. Acht Gebäude müssen unterhalten werden. Dazu kommt die Herausforderung, alle Gebäude bis 2035 klimaneutral zu ertüchtigen. Ein Beschluss, der 2022 auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland fiel. Der ehrenamtliche Kirchbaumeister Michael Ehmann nahm die Zuhörer danach mit zu den Plänen, die evangelische Vorster Kirche zu entwidmen. Ein Absichtsbeschluss im Presbyterium wurde bereits gefasst und damit der erste Schritt in Sachen des formalen Aktes der Entwidmung eingeläutet.

Die Finanzierung des Gebäudes muss weiterhin gesichert werden

Das heißt nicht, dass nach einer Entwidmung in der Vorster Kirche keine Gottesdienste mehr stattfinden dürfen, sie sind weiterhin möglich. Allerdings könnten mit einer Entwidmung zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten zum Zuge kommen, die zu einer Finanzierung des Gebäudes beitragen. Mit starken Partnern an der Seite ist vieles möglich, wie schon das Paul-Schneider-Haus in Vorst zeigt, das sich zu einem ökumenisches Gemeindezentrum entwickelt hat.

Die Gemeindemitglieder nahmen die Ausführungen und die daran gekoppelten Folgen mit Ruhe an. Allen ist klar, dass man agieren muss. Bei der Frage, wie die Kirche nach einer möglichen Entwidmung genutzt werden könnte, kam von Seiten der Gemeindemitglieder vielfach der Vorschlag einer Eventkirche auf, denn große Räumlichkeiten, in denen gefeiert werden kann, gibt es in Vorst kaum noch.

Pfarrer Martin Gohlke betonte, dass man die Gemeinde bei allen weiteren Schritten mitnehmen wolle, so wie man dies bereits mit der außerordentlichen Gemeindeversammlung umgesetzt hatte. Fragen, die nach dem Verbleib der sakralen Gegenstände als auch der Orgel gestellt wurden, konnten aktuell nicht beantwortet werden. Aber auch hier gilt: Die Gemeinde wird informiert werden, sollte es grünes Licht für die Entwidmung geben.