Positionspapier Fahrradclub und Lkw-Verband kämpfen gemeinsam gegen Abbiegeunfälle
Düsseldorf · Forderung nach Abbiegeassistenten und getrennten Verkehrsströmen, um zig Radler pro Jahr in Deutschland zu retten.
30 bis 40 Fahrradfahrer pro Jahr sterben in Deutschland unter den Rädern von Lastwagen, weil der Fahrer sie beim Abbiegen übersehen hat. Dagegen machen jetzt der Fahrradclub ADFC und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) gemeinsam mobil. In einem Positionspapier fordern sie den sicheren Umbau von Kreuzungen, getrennte Grünphasen sowie Abbiegeassistenten für möglichst alle Lkw.
Allein seit Jahresbeginn seien schon sechs Radler durch abbiegende Fahrzeuge getötet worden, so der ADFC. In der Regel treffe es schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder und Senioren. Beide Interessenverbände sehen den Beginn eines neuen Aufwärtstrends bei den Unfallzahlen. Ähnlich sind die Erkenntnisse des NRW-Innenministeriums: Die Zahl der Unfälle zwischen Lkw und Fahrradfahrern nehme zwar stetig ab, lag 2018 aber mit 489 „auf weiterhin hohem Niveau“, so die Behörde auf Anfrage.
Aktuelle Zahlen für das vergangene Jahr werden erst mit dem offiziellen Verkehrsbericht bekanntgegeben. 16 Fahrradfahrer wurden 2018 durch Lkw getötet, vier mehr als im Vorjahr; dafür sank die Zahl der Schwerverletzten um 22 auf 92. Die Zahl allein aller Rechtsabbiegeunfälle zum Nachteil von Radfahrern stieg leicht um neun Fälle auf 126.
Kernforderung von Fahrrad- und Lkw-Verband ist der sichere Umbau von Kreuzungen, um Verkehrsströme in diesem sensiblen Bereich zu trennen. „Die Art, wie Kreuzungen in Deutschland gestaltet sind, begünstigt schwerste Unfälle. Wenn an der Ampel Lkw und Rad direkt nebeneinander stehen und gleichzeitig Grün bekommen, ist höchste Gefahr im Verzug“, erklärt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. „Wenn dann die Person auf dem Rad geradeaus fahren will und der Lkw rechts abbiegt, entsteht eine tödliche Falle.“ Lkw und Rad- sowie Fußverkehr müssten durch die Kommunen deshalb etwa mit Schutzinseln voneinander abgegrenzt werden – mit Bundesmitteln aus dem Kliampaket.
Bundesverkehrsminister macht Druck beim Abbiegeassistenten
Weitere Wünsche im Positionspapier: getrennte Grünphasen, die ein zeitgleiches Anfahren von Lkw und Fahrrädern vermeiden; konfliktarme Anfahrtsrouten – abseits der Radverkehrsachsen – für große innerstädtische Baustellen; eine bessere Unfallforschung, die Standards für modernes Kreuzungsdesign setzt. Und: eine schnelle Umsetzung des verpflichtenden Einbaus von Abbiegeassistenten in Lkw.
Zumindest mit dieser Forderung rennen die Verbände im Bundesverkehrsministerium offene Türen ein: Minister Andreas Scheuer (CSU) würde die Systeme lieber heute als morgen verpflichtend einführen, heißt es dort auf Anfrage.
Die EU will eine Pflicht erst 2022 für neue Fahrzeugtypen und 2024 für alle Nutzfahrzeuge vorschreiben – gegen diesen Zeitplan habe Scheuer als einziger Verkehrsminister in Europa gestimmt und sei mehrfach nach Brüssel gereist um sich für eine Einführung schon 2020 stark zu machen. Die Hoffnung ist jetzt, dass mit Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin und unter der deutschen Ratspräsidentschaft nochmal Fahrt aufgenommen werden kann.