In der Krise Fehlendes Selbstvertrauen auf dem Eis
Die Düsseldorfer EG ist nicht mehr Tabellenletzter, aber der Saisonstart ist trotzdem der schlechteste ihrer DEL-Geschichte. Laut den Spielern liegt das nicht an den Trainern, sondern am fehlenden Selbstvertrauen.
Die beste Nachricht für die Düsseldorfer EG hatte sich das Eishockey-Wochenende bis zum Schluss aufgespart. Dabei hatte die vordergründig gar nichts mit der DEG zu tun, weil das Ereignis in rund 450 Kilometer Entfernung stattfand, genauer: in Nürnberg. Dort verloren die Iserlohn Roosters am Sonntagabend mit 2:8 und rutschten ans Tabellenende der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Was auch bedeutete: Es geht bergauf mit der DEG, sie steht nicht mehr auf dem Abstiegsplatz. Weil sie selbst zumindest einen Punkt holte.
Für gute Laune konnte das 3:4 nach Verlängerung gegen die Fischtown Pinguins aber nicht sorgen. Sicher, das Publikum verabschiedete seine Mannschaft mit Applaus, weil sie gekämpft und in der Schlussphase zwei Rückstände aufgeholt hatte. Aber im Kabinengang waren die Blicke hinterher trotzdem leer. Denn auch das fünfte Wochenende der neuen DEL-Saison war ohne dreifachen Punktgewinn geendet. Nach elf Spielen stehen gerade mal sieben Zähler zu Buche. Schlechter ist die DEG nie in eine DEL-Saison gestartet. Nicht mal in den düsteren Jahren nach dem Metro-Ausstieg.
Der Unterschied: Damals hatte niemand etwas erwartet, die Kasse war leer, und glücklicherweise gab es keinen Abstieg. Heute gibt es den, und auch wenn die Iserlohner einen noch schlechteren Eindruck machen, passt dieser 13. Platz überhaupt nicht zu einer DEG, bei der vor ein paar Monaten noch das Wort „Halbfinale“ fiel. Und die Trainer Roger Hansson entließ, weil die Art und Weise, wie der Platz sieben und das Viertelfinale erreichte, nicht genügten. Von solchen Problemen kann die DEG aktuell nur träumen.
Dennoch darf das Trainerteam um Thomas Dolak erst mal weitermachen. Was vor allem den Spielern gefällt. „Die Mannschaft ist intakt, und genauso ist das Trainerteam intakt“, sagte Kapitän Philip Gogulla am Freitag nach dem 2:5 in Schwenningen.
Die Angst vor Fehlern und Konsequenzen war greifbar
Zwei Tage später nannte Verteidiger Oliver Mebus das Trio gar „überragend“. Was bei aller löblichen Solidarität doch überraschte. Die ständigen Niederlagen, die schlechten Werte in Über- wie Unterzahl, die ungenauen Pässe und Stellungsfehler, die grauenhafte Chancenverwertung, die phasenweise Ideenlosigkeit im Aufbau – das alles muss ja irgendwo herkommen. Aber geht es nach Spielern, liegt das eben nicht an den Trainern: „Die bereiten uns optimal auf alles vor“, sagte Mebus, „aber wir kriegen es nicht geschissen. Das ist einfach extrem frustrierend.“
Was hingegen unbestreitbar ist: Dass da ein Team ohne Selbstvertrauen auf dem Eis steht, ohne Leichtigkeit oder Spielfreude. Trainer Dolak beschrieb die Anfangsphase gegen Bremerhaven als „etwas steif“. In der Tat war die Angst vor Fehlern und deren Konsequenzen greifbar. Und nicht erst am Sonntag. Bernhard Ebner, Torsten Ankert oder Phil Varone hatten das zuletzt immer wieder angesprochen. Jetzt war es Mebus. Es fehle „das Selbstvertrauen, um Sachen zu machen, die normalerweise automatisiert sind“. Gerade in einem so schnellen Sport wie Eishockey ist das ja zwingend geboten, Zeit zum Nachdenken bleibt da kaum. Aber genau das passiert gerade bei der DEG: „Du zögerst, bist unsicher“, beschrieb Mebus die Lage. Zwar sei das „eine Eigenschaft, die der Mensch mit sich bringt in solchen Situationen“, aber das macht es ja nicht besser.
Natürlich arbeiten sie auch bei der DEG mit einem Mentaltrainer. Aber ein, zwei Gespräche, und es läuft wieder? So einfach ist das nicht. So banal es sich anhört: Es helfen nur Siege oder zumindest kleine Erfolgserlebnisse. Eine Führung vor dem letzten Drittel wäre mal etwas gewesen. Das gab es noch gar nicht in dieser Saison. Auch nicht am Sonntag, da fing sich die DEG 21 Sekunden vor Ende des Mittelabschnitts den Ausgleich. Trotzdem hätte sie noch gewinnen können, in der Verlängerung hatte Varone den Siegtreffer auf dem Schläger. Doch er vergab, im Gegenzug trafen die Gäste zum Sieg.