Kommentar Fehltritte belasten die Partei: Auch Grüne mögen Hummer
Meinung · Im kommenden Jahr steht die Bundestagswahl an. Schon jetzt ist klar, dass die Grünen Hauptgegner sein werden für fast alle Parteien. Ob berechtigt oder nicht, sie müssen mehr aufpassen als andere.
Grüne sind nicht zwangsläufig bessere Menschen, obwohl einige so tun, als ob sie es wären. Allerdings ist bei ihnen die Lust eindeutig stärker ausgeprägt, andere zu beglücken und zu erziehen. Das liegt nun mal in der Natur ihrer politischen Überzeugungen, sozusagen in der grünen DNA.
Umso schadenfroher reagiert man, wenn sich wie in diesen Tagen zeigt, dass auch die Ökopaxe der freien Fahrt ohne Klimaangst und den Verlockungen des süßen Lebens nicht widerstehen können. Der eine tritt als Umweltminister von Baden-Württemberg mal ordentlich aufs Gaspedal und wird geblitzt, er hatte es nach eigenem Bekunden eilig. Eine ehrliche Begründung, die man selbst schon verwendet hat. Und in Hamburg geht es um Rechnungen für feudale Essen und ein ebenso feudales Leben. Auch Grüne mögen Hummer.
Nun könnte man sagen, Schwamm drüber, das sind persönliche Verfehlungen, Konsequenzen wird es – wenn denn notwendig – hoffentlich geben. Aber so einfach ist die Angelegenheit für die Partei nun mal nicht. Wegen des oft nach außen getragenen, hohen moralischen Anspruchs stehen die Grünen unter besonderer Beobachtung der Anstandspolizei. In den sozialen Netzwerken ist die Armada derer, die nur auf Fehltritte lauern, besonders groß.
Die Parteiführung weiß um diesen Umstand. Im kommenden Jahr steht die Bundestagswahl an. Schon jetzt ist klar, dass die Grünen Hauptgegner sein werden für fast alle Parteien, weil sie stabil bei 20 Prozent in den Umfragen liegen. Für die Union, die ihre Poolposition erst einmal verteidigen muss, für die SPD, die unbedingt Platz zwei erreichen will, damit sie noch eine theoretische Chance auf die Kanzlerschaft hat. Für die AfD sowieso, die die Grünen für das Unglück schlechthin hält. Es wird ziemlich hart werden am 26. September. Die Partei muss daher viel stärker aufpassen als andere, möglichst nichts falsch zu machen. Ob sie das will oder nicht, ob berechtigt oder nicht.