Beim 1:0 gegen Würzburg Kownackis großer Moment
Der 23-Jährige meldet sich nach mehr als 16 Monaten voller gesundheitlicher und sportlicher Rückschläge bei Fortuna zurück. Nach seinem Siegtreffer zum 1:0 über Würzburg überwältigen ihn die Gefühle.
Ein Drehbuchautor wäre mit dieser Script-Idee achtkantig aus dem Büro jedes Filmproduzenten hinausgeflogen. Zu kitschig, zu abgedroschen. Aber der Fußball schreibt eben manchmal diese Geschichten, die jeden anrühren, der nicht aus Holz ist. Und so werden dann nach Dawid Kownackis Treffer die Augen ziemlich feucht – beim Torschützen, aber auch bei manchem Zuschauer.
Dass der Abstauber des polnischen Nationalspielers den 1:0-Sieg Fortunas gegen die Würzburger Kickers bedeutet, ist dabei sportlich wichtig, in Sachen Emotionen aber absolut nebensächlich. Dem 23-Jährigen selbst, aber auch vielen Anhängern geht es in diesem Moment eher um die vergangenen 503 Tage. So lange war es her, dass Kownacki zum letzten Mal in einem Pflichtspiel für die Düsseldorfer getroffen hatte, bei der 2:3-Niederlage bei Borussia Dortmund. Zwischen diesen beiden Augenblicken lag eine schier endlose Zeit voller gesundheitlicher und sportlicher Rückschläge.
„Ich bin sehr glücklich, auch wenn ich im Moment vielleicht nicht so aussehe“, erklärt der Stürmer hinterher. „Es sind große Emotionen in mir.“
Sekunden nach dem Treffer
fließen die Tränen
Das kann man schon auf dem Platz erkennen, denn bereits Sekunden, nachdem der Ball im Netz eingeschlagen ist, fließen bei Kownacki die Tränen. „Ich könnte auch jetzt noch weinen, so aufgewühlt bin ich. Es war eine sehr schwierige Zeit für mich. Ein Jahr lang war ich fast nur verletzt, und als ich mich dann endlich besser fühlte und es richtig aufwärts ging, hat mich das Coronavirus erwischt. Ich musste wieder ganz von vorne anfangen.“
In diesem Moment gehen seine Gedanken wieder zurück zu jenem unseligen 14. August. Während des Testspiels beim TSV Meerbusch (5:0), in dem Kownacki sogar unter den Torschützen ist, trifft die Nachricht ein, dass der junge Familienvater ebenso wie Teamkollege Nana Ampomah positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Es folgen 14 Tage Quarantäne und dann das quälend langsame Heranführen an die Mannschaft – alles vor dem Hintergrund, dass selbst erfahrene Mediziner nicht wissen, was Covid-19 mit einem Körper anstellt. In dieser Zeit hilft Mentaltrainer Axel Zehle dem Angreifer sehr, denn schließlich gilt es zudem, die Seuchensaison 2019/20 zu verarbeiten, in der Kownacki immer wieder verletzt war und in dem ihm, gemessen an seinem Talent, praktisch nichts gelang. Deshalb läuft er nach dem Tor auch zu Zehle, umarmt ihn fest.
„Ich freue mich riesig für Dawid“, kommentiert Uwe Rösler. „Er hat das heute super gemacht. Er bewegt sich einfach in den Teilen des Platzes, in denen man Tore machen kann. Er hat viel Pech gehabt, seit er bei uns ist, er wurde immer wieder zurückgeworfen. Das Blatt muss sich jetzt einfach einmal wenden für den Jungen.“ Dann berichtet der Cheftrainer noch einmal von den vergangenen Tagen: „Dawid ist zu mir gekommen, wollte unbedingt in der zweiten Mannschaft spielen, um matchfit zu werden. Das hat mir schon gezeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Kräftemäßig kann er noch nicht da sein, wo ich ihn mir wünsche, aber er kann schon ein Spiel positiv für uns beeinflussen, wenn er von der Bank kommt. Das hat er heute eindrucksvoll getan, es war ein Supertag für ihn.“
Zum ersten Mal ein
Tor in der Arena erzielt
Kownacki bestätigt das komplett. „Dieses Tor tut mir jetzt sehr gut. Vor drei Tagen habe ich in der zweiten Mannschaft gespielt, das war schon ein wichtiger Schritt für mich. Jetzt nach so einer langen Zeit wieder zu treffen, macht mich einfach nur glücklich“, erzählt der sechsmalige Nationalspieler. „Wenn ich nach Hause komme, werden die Gefühle noch mehr hochkommen.“ Woran er in diesem Moment wahrscheinlich nicht denkt: Es war sein erstes Tor in der Arena überhaupt.
Das übrige Spiel gegen Würzburg hat der Torschütze ebenso gesehen wie die meisten der 7500 Fans inder Arena in Düsseldorf. „Wir haben gut angefangen, aber dann lief es plötzlich nicht mehr so“, berichtet er. „Zum Glück haben wir gut verteidigt, als die Würzburger gegen Ende auch ein paar gute Möglichkeiten hatten. Deshalb haben wir nach meinem 1:0 schon ein bisschen gezittert, dass wir den Sieg auch ins Ziel bringen. Und wie Flo den Elfmeter rausgeholt hat, war dann einfach Weltklasse.“ Für den letzten Begriff wechselt Dawid Kownacki sogar vom Englischen ins Deutsche. An diesem 26. September geht für ihn eben irgendwie alles.