Nach einer Demonstration in der Innenstadt stellten sich die Oberbürgermeister-Kandidaten den Fragen der Umweltschützer Fridays for Future ist zurück auf Krefelds Straßen
Krefeld · Nach einer Demonstration in der Innenstadt stellten sich die Oberbürgermeister-Kandidaten den Fragen der Umweltschützer.
Die lange Corona-Pause ist den Demonstranten von Fridays for Future auf dem Ostwall noch anzumerken. Die Klimaschützer waren aufgrund der Pandemie für viele Wochen nicht auf der Straße. So ertönen die ersten Parolen noch recht zaghaft. Das erste „Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, ist schnell wieder abgeklungen. „Ihr könnt euch ruhig trauen“, brüllt Demo-Mitorganisator David-Luc Adelmann ins Mikrofon. Und langsam werden die wohl mehr als 100 Teilnehmer etwas lauter.
Die Demonstration findet unter strengen Corona-Regeln statt
Ihr Signal im Rahmen des weltweiten Klimastreiks am Freitag ist eindeutig: Auch in Krefeld ist die Klimabewegung noch da. Beim Start am Hauptbahnhof sind die bekannten Plakate zu sehen. „Kohle ist uncool“, steht da. Und: „Unsere Zukunft brennt.“ Doch bevor es um Inhalte geht, ist die Einhaltung der Corona-Regeln Thema. Die Organisatoren stellen die Mitstreiter so auf, dass Abstand zwischen Kleingruppen besteht. Die Maske ist obligatorisch. Der Kommunale Ordnungsdienst überwacht, ob die Regeln beachtet werden. KOD-Chef Christian Horn spricht von einem „vorbildlichen Konzept“. So könne auch in der Krise demonstriert werden.
Tatsächlich sei die Demo unter den neuen Bedingungen in der Kommunikation mit den Behörden aufwändiger, sagt Mitorganisator Adelmann. Dann möchte er wieder über das eigentliche Thema reden: „Corona zeigt, dass die Menschheit nicht auf eine globale Krise vorbereitet ist.“ Der Klimawandel sei so eine Krise. Nur gebe es keinen Impfstoff, der irgendwann Abhilfe schafft. Adelmann möchte, dass die Politik handelt. Es würden zwar kleine Schritte gemacht. Doch ihm geht es nicht schnell genug. So müsse der Kohleausstieg bis 2030 her. Auch Krefeld könne mehr tun. Der Pop-up-Radweg sei beispielsweise ein starkes Zeichen gewesen. „Aber ein Pop-up-Radweg allein bringt nichts.“ Es brauche einen gesamten Wandel.
Mit ihren Rufen und Forderungen ziehen die Fridays for Future-Leute vom Bahnhof in Richtung Stadtgarten. Immer wieder dröhnen die Titel politisch weit linker Interpreten wie K.I.Z und Irie Révoltés aus den Boxen. Dann folgen Schmähungen gegen das liebste Feindbild – den Energiekonzern RWE. Am Straßenrand sorgt das für Aufsehen. Viele Passanten fotografieren und filmen die Demonstration.
Alle Generationen gehen für den Klimaschutz auf die Straße
Viele der Unterstützer sind mit ihren Fahrrädern dabei. Auch Karl-Heinz Renner schiebt sein Rad mit. Die Politik müsse die Entwicklung Krefelds hin zu einer Fahrradstadt beibehalten, findet er. Noch gebe es viel zu tun an den Radwegen. Mit 71 Jahren ist er einer der älteren Teilnehmer bei der Demo. Einst startete Fridays for Future als Schülerinitiative. Inzwischen sind auch in Krefeld alle Generationen dabei. Richtig so, meint Renner. „Es braucht eine breite Basis, damit sich die Bewegung nicht tot läuft.“ Jede Gruppe werde benötigt, um das große Klimathema anzupacken. Schon stimmen Renners Mitstreiter wieder einen Kohlestopp-Ruf an.
Freilich sind auch die jüngeren Krefelder wieder vertreten. Der 19-jährige Mathis Paul ist mit einer kleinen Gruppe dabei. Er habe schon vor Corona als Schüler mitdemonstriert. Nun, nach dem Abitur, macht er weiter. Ihm ist es wichtig, dass der Protest wieder sichtbar wird. „Denn ich habe das Gefühl, dass die Folgen des Klimawandels noch zu sehr ignoriert werden“. In Krefeld wünscht sich Paul, dass die Politik den Nahverkehr stärkt. Vier Straßenbahnlinien sind ihm zu wenig.
Zum Abschluss treffen sich die Demonstranten im Stadtgarten. Rechtzeitig vor der Stichwahl sind die Oberbürgermeisterkandidaten Frank Meyer (SPD) und Kerstin Jensen (CDU) da. Beide geben sich Mühe vor dem großen Tag, Stimmen der starken grünen Bewegung zu bekommen. Die Klima-Demonstranten haben Fragen vorbereitet. „Wann soll Krefeld klimaneutral sein?“, wollen sie zum Beispiel wissen. Die beiden Politiker antworten zunächst recht offen. Meyer lobt stattdessen erst mal das Engagement der Klimabewegung. Jensen hält fest, dass das Klima nicht mehr nur Thema einer Partei sei. Dann bekennen sie sich doch. Beide hätten Krefeld gerne klimaneutral bis zum Jahr 2050 – am liebsten früher. Die Zuhörer nehmen das recht wohlwollend auf. Doch Euphorie löst mit den ersten Plädoyers keiner aus.