Gastronomie in Düsseldorf Kunst und Küche – wieso nicht in einem?
Düsseldorf · Mit den Schwan-Restaurants hat sich eine gute Adresse für moderne bürgerliche Küche in Düsseldorf entwickelt. In Pempelfort sind diese Zeiten nun vorbei – ein neues Konzept hält Einzug. Gastronomie, vereinigt mit Kultur und Kunst. Kann das funktionieren?
Der Schwan ist tot – es lebe das Caspars! In etwa so lässt sich die Stimmung bei allen Beteiligten des neuen Konzepts im ehemaligen „Schwan“, jetzt „Caspars“, zusammenfassen. Wo es zuvor noch moderne deutsche Küche gab, wird zukünftig ein ganz anderes Konzept herrschen: Küche, Kunst und Kommunikation – in diese Richtung soll sich das „Caspars“ entwickeln.
Nun sollen also diese drei Themen künftig im Fokus stehen. Kunst, weil in den Räumen des Restaurants nun Kunst von Nachwuchskünstlern der Düsseldorfer Kunstakademie ausgestellt wird (und von Gästen erworben werden kann). Kommunikation, weil sich das Gästeerlebnis nicht aufs Essen, Trinken und Zuschauen beschränken soll. Der Kontakt mit Künstlern, die nebenan im „White Cube“ auch ein Atelier haben, soll direkt und ehrlich sein. Küche, weil weiterhin auf nahbaren Genuss gesetzt wird. Das soll mit einer veränderten Speisekarte geschehen, auf der sich nun ein Best-of der europäischen Küche findet.
Zum Hintergrund: Das Quartett, das hinter dem neuen Konzept steckt – Kerstin Rapp-Schwan, Ehemann Martin Rapp, Timo Sieg sowie Koch und Künstler Tristan Frowein –, möchte künftig insbesondere eine jüngere Generation ansprechen. „Unser Konzept bleibt dynamisch und wird sich immer wieder verändern“, verrät Gastronomin Rapp-Schwan. „Kunst und Gastronomie sollen als ein gemeinsames Thema wahrgenommen werden.“ Auch deshalb sei die Zusammenarbeit mit der Kunstakademie entstanden. Wichtig: „Es geht nicht um Minimalismus, im Caspars soll es immer wieder was Neues zu entdecken geben“, sagt Timo Sieg.
Die neuen Räume des Restaurants überzeugen dabei auf den ersten Blick schon mal. Während die Wände in einem tiefen Samtrot gestrichen sind – auffällig, aber nicht unangenehm –, zieren die Wände verschiedenste Kunstwerke. Mal sind es kleine Gemälde, mal großflächige Kunst oder Fotografien. Und selbst die Toiletten muten künstlerisch an: Mit Wand- und Deckenbemalung sollte der Besuch auf dem stillen Örtchen wohl nicht langweilig werden. Kronleuchter baumeln derweil im Restaurant von der Decke und geben dem Ganzen eine schöne Atmosphäre. Und: All die Kunst kann erworben werden. Das soll zum einen den Nachwuchskünstlern eine Plattform geben, zum anderen einen Blick auf einen authentischen Kunstbetrieb eröffnen. Auch dafür dient das Atelier nebenan.
Ein Teil der bereits ausgestellten Kunst stammt vom Chefkoch
Den künstlerischen Anfang macht dabei am 31. August Yakov Weisskopf Tolstoy, Student an der Düsseldorfer Kunstakademie und Absolvent der Jerusalemer Musrara School of Art. Ihm – wie allen anderen zukünftigen Künstlern vor Ort – können Besucher über die Schulter gucken und in einen gemeinsamen Austausch gelangen. Die Ausstellungen dauern jeweils einen Monat. Doch nicht nur das: Ein Teil der bereits im Restaurant ausgestellten Kunst stammt vom Chefkoch persönlich, der ansonsten auch noch mit an der neuen Speisekarte gearbeitet hat.
Apropos Speisekarte: Das bei vielen Düsseldorfern bekannte – und beliebte – Schnitzel aus dem Schwan wird es in Zukunft nicht mehr geben. „Dafür gibts ja noch einige Schwäne in Düsseldorf“, sagt Gastronomin Rapp-Schwan mit einem Augenzwinkern. Im Caspars dagegen werden, wie erwähnt, europäische Gerichte dominieren. Die Preise sind dabei mehr als demokratisch – und das ganz bewusst. „Jeder soll sich bei uns ein Drei-Gänge-Menü leisten können“, sagt Chefkoch Frowein. Bei Preisen pro Gericht zwischen wenigen Euros und maximal 17,90 Euro (für das Lammragout) dürfte wohl jeder fündig werden. Zudem gibt es einige vegane Gerichte im Angebot, etwa Falafel als Alternative zur Frikadelle oder aber eine Kohlroulade – ganz ohne tierische Produkte. Frisches Alt vom Fass darf in Düsseldorf natürlich ebenso nicht fehlen. Die klassischen Soft-Drinks dagegen sind nicht mehr im Angebot, stattdessen setzt das „Caspars“ auf hausgemachte Limonaden, Eistees oder Schorlen. Auch die Weinauswahl soll sich noch erweitern, bisher gibt es ausgewählte Hausweine für unter fünf Euro für das 0,2 Liter Glas.
Neues Konzept, neue Speisekarte, neues Klientel – kann das alles wirklich so schnell funktionieren? „Wie die Kunst muss das Caspars nicht perfekt sein, es muss keiner Theorie entsprechen oder etwas beweisen können“, sagt Rapp-Schwan. Dass das Konzept angenommen wird – daran hegt von den Beteiligten niemand Zweifel. „Bloß kein Schicki-Micki“, so formuliert es der Chefkoch. In Zeiten, in denen gerade in der Landeshauptstadt viele hochpreisige Restaurants und Bars kommen und gehen, möchte man fast sagen: Wie erfrischend.