Umweltschutz in Viersen Stadt Viersen soll „Sternenstadt“ werden

Viersen · Seit Jahren wird es nachts immer heller in Viersen – darunter leiden Insekten, Vögel, Pflanzen. Die SPD will den Lichtsmog reduzieren. Auf den Straßen soll es aber nicht dunkler werden.

Weißt du, wie viel Sternlein stehen? Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne liegt nach Untersuchungen von Astronomen in Städten wie Viersen zumeist bei nur noch 200 bis 500, in Innenstädten sogar nur bei einigen Dutzend, während sie früher generell – heute nur noch in sehr dunklen Gegenden – bei um die 2500 lag. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Lichtquellen stetig gestiegen, neben dem Ausbau der Straßenbeleuchtung werden auch Gebäude angestrahlt, illuminieren Menschen ihre Gärten. Das ist für Menschen, die nun nicht mehr die lichtschwächeren Sterne der Milchstraße oder des Großen Orionnebels sehen können, kein großes Problem. Der Lichtsmog gefährdet aber Flora und Fauna.

Die SPD im Viersener Stadtrat will deshalb die Stadt Viersen zur „Sternenstadt“ machen und dafür sorgen, dass der Himmel über Viersen weniger stark angestrahlt wird. „Aber nicht mit Verboten!“, betont SPD-Ratsherr Ulf Hippel. Und es sollten jetzt auch nicht einfach nachts die Laternen ausgeschaltet werden, wie es die Stadt Meerbusch im Rhein-Kreis Neuss über viele Jahre praktizierte. „Der Titel ,Sternenstadt’ bedeutet keinesfalls, dass es nun auf Viersens Straßen dunkler werden soll:  Licht gehört auf den Gehsteig und die Straße – aber nicht in den Himmel“, sagt Hippel. „Zu viel und vor allem falsch gerichtetes, schlecht gesteuertes Licht mit kalten Lichtfarben beeinträchtigt nachweislich das Leben vieler nachtaktiver Arten, stört Pflanzen und belastet die Gesundheit der Menschen.“ Es gehe der SPD mit ihrem Antrag darum, Lichtquellen intelligenter und zielgerichteter einzusetzen, erklärt der SPD-Ratsherr. Also: Wenn Gebäude angestrahlt werden, dann könne mithilfe einer Scherenschnitt-Schablone auf dem Strahler dafür gesorgt werden, dass tatsächlich nur das Gebäude selbst erhellt wird. „Entscheidend ist, dass möglichst kein Licht nach oben in den Himmel scheint“, sagt Hippel. Er hat nach einem Urlaub in der Rhön Kontakt zum Magistrat der Stadt Fulda aufgenommen – es ist die erste „Sternenstadt“ Deutschlands und Mitglied der „International Dark Sky Association“ (Internationale Gemeinschaft der Dunkler-Himmel-Kommunen). Die Stadt Fulda hat sich selbst eine Beleuchtung-Richtlinie gegeben – es ist eine Selbstverpflichtung der Stadt, bei eigenen Beleuchtungsanlagen alle Formen von Lichtverschmutzung zu minimieren. Zugleich dient die Richtlinie als Handreichung für private Bauherren sowie Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden, wie sie eine energiesparende, klimafreundliche Lichtoptimierung erreichen können. „Zum Beispiel lassen sich Schaufenster so optimieren, dass sie zwar beleuchtet sind, aber möglichst nicht nach draußen strahlen“, berichtet Hippel. In Fulda werden auch verstärkt Zeitschaltuhren und Dimmer eingesetzt. Das senkt den Lichtsmog und die Energiekosten. „Neue Laternen lassen sich auch mit Annäherungssensoren versehen“, sagt Hippel. „Das funktioniert nicht nur bei der Gehsteigbeleuchtung, sondern auch bei Straßenlaternen für Autofahrer.“ Und: „Die Lichtfarbe ist entscheidend. Grellweißes Licht ist wegen seines hohen Blauanteils für Insekten schädlich. Ein eher warmweißes Licht beeinträchtigt deren Orientierung deutlich weniger – und hat den positiven Effekt, dass es auch Autofahrer und Fußgänger nachts weniger blendet.“ Die „Sternenstadt Viersen“ sei kein Ad-hoc-Programm, betont der SPD-Ratsherr. „Das ist ein Langzeitprojekt, an dessen Beginn erst einmal eine Bestandsaufnahme stehen muss.“ Für technische und planerische Fragen stehe der Magistrat der Stadt Fulda zur
Verfügung.