Glaube ist ein Kraftpaket
Impulse Geistliche Gedanken zur Corona-Krise – heute von Pfarrer Martin Gohlke.
Wie hat sich unsere Welt doch innerhalb weniger Wochen verändert! Den letzten Gottesdienst feierten wir am 15. März in der Gemeinde. Wir hoffen sehr, dass wir nach dem 19. April wieder zusammenkommen können. Am höchsten christlichen Fest – an Ostern – keinen Gottesdienst zu feiern – wann hat es das je gegeben? Schulen ohne Unterricht. Leere Fußgängerzonen. Geschlossene Geschäfte. Unsere Gesellschaft steht still.
Das Corona-Virus hat uns alle fest im Griff. Und je länger die Krise dauert, desto mehr wird es uns und unsere Gesellschaft verändern. Spätestens jetzt wissen wir, was Hamsterkäufe sind. Ich habe seit dem 16. März bei meinen Einkäufen kein Toilettenpapier mehr in den Regalen gesehen.
Aber auch viel Positives ist zu verzeichnen: Einkäufe für Nachbarn und Kranke, Gaben- und Wünsche-Zäune, Mundschutz-Nähaktionen, ökumenisches Glockenläuten, Hilfe-Netzwerke. Das macht mir Mut für die Zukunft. Wir erkennen: Unser Leben und das, was wir haben, ist nicht selbstverständlich. Jahrelang ist man in der Gesellschaft nach dem Motto verfahren: Höher. Schneller. Weiter. Doch diese Einstellung ist seit Corona zum Erliegen gekommen. Uns erwarten wirtschaftlich harte Zeiten. Da ist es wichtig zu wissen, was wirklich zählt im Leben.
Für mich ist das zum einen der Grundsatz der Goldenen Regel, die uns Jesus mitgegeben hat: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ (Matthäus 7,12) Also: So wie ich behandelt werden möchte, so soll ich auch mit anderen Menschen umgehen. Ich denke nicht nur an meinen eigenen Vorteil, sondern habe meinen Nächsten mit im Blick. Dann bleibt auch noch was für andere übrig.
Zum anderen darf ich mich auch über kleine Dinge freuen. Gesundheit ist nicht selbstverständlich, sondern ist ein Geschenk, für das ich dankbar sein kann. Gemeinschaft ebenso. Wie sehnen wir uns danach! Und freuen uns auf unsere Gottesdienste.
Drittens ist der Glaube ein Kraftpaket, welches uns in der Corona-Krise hilft. Jesus hat Ostern gezeigt, dass er stärker ist als der Tod. Nach diesem Leben kommt noch was, nämlich die unzertrennliche Gemeinschaft mit Gott. Wir müssen nicht verzweifeln, sondern dürfen mit einer großen Hoffnung leben. Christus lädt uns herzlich ein, an ihn zu glauben. Dieser Glaube ist krisenfest – auch Corona-fest!
Martin Gohlke,
Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Anrath-Vorst