NRW Großes Kino über ganz besondere Menschen

Kempen · (Red) Es gibt Filme, die Spass machen und einfach nur unterhalten, Filme, die einen voller Spannung in den Sessel drücken und kaum atmen lassen, Filme zum Verlieben, die das romantische Herz streicheln.

Frances Mc Dermond prägt als moderne Nomadin den Charakter des preisgekrönten Films.

Foto: dpa/-

Und dann gibt es diese Filme, die einen berühren, nachdenklich machen, eine unaufdringlich scheinende, aber große Geschichte erzählen und Dinge beschreiben, die man so noch nicht bewusst wahrgenommen hat.

In letztere Kategorie gehört der Film „Nomadland“, der in den Kempener Lichtspielen in diesem Monat einmal als Filmauslese lief, aber so gut einschlug, dass sich die Betreiber dazu entschlossen, ihn ins Hauptprogramm mit aufzunehmen. 

Der Film gewann unzählige Preise –  von dem „Goldenen Löwen“ des Filmfestivals Venedig über den „People’s Choice Award“ von Toronto hin bis zu dem Oscar als bester Film, für die beste Regie und für die beste Hauptdarstellerin. Zudem erhielt er Oscar-Nominierungen für das beste adaptierte Drehbuch, die beste Kamera, den besten Schnitt und gewann über 200 weitere internationale Film- und Festivalpreise.

Das US-Drama «Nomadland» der in China geborenen Regisseurin Zhao erzählt die Geschichte der 60-jährigen Fern (Frances Mc Dermond). Die hat nach dem Tod ihres Mannes und dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der inzwischen verlassenen Bergbaustadt Empire in der Nähe der Black Rock Desert in Nevada praktisch den kompletten sozialen Halt verloren. Sie packt das Nötigste ihrer Habe in ihren weißen Van, um sich damit ohne Richtung oder ein Ziel im Auge zu haben, auf den Weg zu machen, als moderne Nomadin ein Leben außerhalb der konventionellen Gesellschaft des Westens der USA zu erkunden. Auf diesem Weg versiegt auch der Kontakt zu Familienmitgliedern und ehemaligen Freunden.

Auf ihrer Reise verzichtet sie auf sämtlichen materiellen Komfort, und nimmt jegliche ihr unterwegs angebotene Arbeit an: von der Toilettenreinigung im Badlands National Park über die Arbeit in einer Restaurantküche in South Dakota und bei der Zuckerrübenernte bis hin zum Verpacken von Waren in einem Amazon-Fulfillment-Center in den Wochen vor Weihnachten. 

Doch Fern ist auf ihrer Reise nicht allein: denn es gibt zahlreiche, ebenfalls in ihren Wohnmobilen lebenden Menschen, die aus ähnlichen Gründen wie sie unterwegs sind, die ihre Häuser, ihre Arbeit oder einen geliebten Menschen verloren haben und denen sie auf ihren Reisen auch persönlich näher kommt. Und es gibt einen Campingplatz mitten in der Wüste, wo das Rubber Tramp Rendezvous, ein jährliches Nomadentreffen, stattfindet. Dort lernt sie auch den Organisator des Treffens, Bob Wells, kennen, der Seminare über finanzielle, technische, rechtliche und soziale Strategien für die „Nomaden“ abhält. Eine tolle Sozialstudie und ein berührend gespieltes Stück Kino.

„Nomadland“ ist in den Kempener Lichtspielen ab heute regelmäßig um 17 und um 20 Uhr zu sehen. Wer kommen möchte, der achte auf die 3-G-Regel.