Untersuchung Gutes Integrationsklima in NRW
Düsseldorf · Studie: 85 Prozent der Migranten fühlen sich NRW zugehörig.
Das Integrationsklima in NRW wird von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen überwiegend positiv beurteilt. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund liegt die positive Einschätzung dabei signifikant höher als im Durchschnitt des übrigen Bundesgebiets. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung zur Integration in NRW.
Erhoben wurden die Daten vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). „Wir wollten wissen, was die Menschen mit und ohne Migrationshintergund in NRW denken und fühlen“, sagte Integrationsminister Joachim Stamp (FDP). Im Rahmen der Kampagne #IchDuWirNRW setzen er und seine Staatssekretärin Serap Güler (CDU) auch auf öffentliche Gesprächsveranstaltungen zum Thema Integration. Die erste ist am 27. März in Essen geplant. Dafür liege jetzt eine „fundierte Datenbasis“ vor.
In NRW leben 5,1 Millionen Menschen mit einer Migrationsgeschichte, das sind 28,7 Prozent der Bevölkerung. Regional erreicht Wuppertal mit knapp 40 Prozent den höchsten Wert, der Kreis Höxter mit 14 Prozent den niedrigsten. Die Untersuchung bestätigt die bekannte Einschätzung, dass häufiger Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund das Integrationsklima verbessert und Vorurteile abbaut. „Darum ist das Integrationsklima in Großstädten besser als in ländlichen Gebieten“, sagt Prof. Thomas Bauer vom SVR. Denn die meisten Befragten bewerten diese Kontakte positiv.
Zugehörigkeitswerte bei der Heimatstadt noch etwas höher
Rund 85 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich „voll und ganz“ oder „eher“ Nordrhein-Westfalen zugehörig. Etwas höher liegt der Wert noch beim Zugehörigkeitsgefühl zur Heimatstadt. „Das ist ein deutliches Zeichen gegen die Schwarzseher, die von gescheiterter Integration sprechen wollen“, so Minister Stamp.
Dass Menschen ohne Migrationshintergrund in NRW das Integrationsklima besser bewerten als die Menschen im übrigen Bundesgebiet, führt Bauer auch auf die lange Zuwanderungsgeschichte im Industrieland NRW zurück und damit verbunden auf die längere Auseinandersetzung und Erfahrung mit anderen Kulturen.
Allerdings sprechen 12,1 Prozent der Migranten auch davon, aufgrund ihrer Herkunft schon mehr oder minder starke Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben. Am häufigsten, so die Forscher, seien Türkeistämmige davon betroffen. Rund ein Viertel von ihnen gibt an, sich in den vergangenen fünf Jahren stark benachteiligt gefühlt zu haben. Etwaige Zusammenhänge mit den aktuellen politischen Konflikten zwischen Deutschland und der Türkei sieht Bauer nicht. Die Untersuchung sei nicht auf kurzfristige Ereignisse, sondern auf Daten zum alltäglichen Leben angelegt.
Seine Erklärung ist eine andere: Das Ergebnis könne auch Ausdruck bereits gelungener Integration sein – weil die zweite und dritte Generation dadurch sensibler sei für Formen gesellschaftlicher Diskriminierung. Eine ähnliche These vertritt auch Aladin El-Mafaalani, Leiter der Integrationsabteilung im Ministerium, in seinem Buch „Das Integrations-Paradox“, wonach gerade gelungene Integration zu mehr Konflikten führt.