Quatschen, Töttern oder Plaudern? „Plauderbänke“ gegen Vereinsamung
Haan · Die Sitzmöbel sollen an mehreren Stellen im Stadtgebiet die Kommunikation fördern. Unklar ist allerdings noch, welchen Namen sie tragen werden.
Wer verhindern möchte, dass er mit zunehmendem Alter allmählich vereinsamt, kann dies in Haan womöglich bald tun, indem er sich auf eine Bank setzt. Wer allein ist, aber nicht einsam sein will, für den könnten die sogenannten Kommunikationsbänke, über die jetzt im Ausschuss für Soziales-, Integration und Generationen beraten wurde, jedenfalls zu einer wichtigen Anlaufstelle werden. Die Ausschussmitglieder stimmten ausnahmslos dafür, ein solches Angebot einzurichten, wie es die GAL zuvor beantragt hatte.
„Kommunikationsbänke sind spezielle Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, die das Ziel haben, soziale Interaktionen zu fördern, Gemeinschaften zu stärken und damit auch der Vereinsamung von Bürgerinnen und Bürgern vorzubeugen“, heißt es in der Antragsbegründung, die die Ausschussmitglieder vor ihrer Abstimmung zu lesen bekamen: „Sie bieten eine Plattform für spontane Gespräche und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, Herkunft und Lebensumständen.“
Mit der Einrichtung von Kommunikationsbänken soll unter anderem
- die Förderung von sozialem Austausch und Integration,
- die Verringerung von Einsamkeit und sozialer Isolation,
- die Schaffung eines offenen und einladenden öffentlichen Raumes und
- die Unterstützung des kulturellen und generationsübergreifenden Dialogs erreicht werden.
Die Auswahl der Standorte sei entscheidend für ihren Erfolg, heißt es in der Beschlussvorlage. Das Amt für Soziales und Integration sowie der Betriebshof hatten nach eigenen Angaben „unter Bezugnahme auf den Antrag der GAL-Fraktion“ Standorte in Haan und Gruiten geprüft und schlugen im Ausschuss als Kommunikationsbänke vor:
- die im Eck aneinandergrenzenden Bänke am neu gestalteten alten Markt nahe der Bushaltestelle „Haan Markt“,
- den Dorfanger in Gruiten Dorf,
- den Thunbuschpark
- das Haaner Bachtal und
- den Schillerpark.
Noch nicht abschließend geklärt wurde allerdings die Frage, wie die Bänke denn nun genannt werden sollen. Die GAL hatte beantragt, die Sitzmöbel mit einem Schild „Lass uns quatschen“ zu kennzeichnen. Das gefiel den meisten anderen allerdings überhaupt nicht. Annette Braun-Kohl (CDU) berichtete, sie habe eine solche Bank in ihrem Urlaub auf der Insel Fehmarn gesehen. Die sei als „Klönschnackbank“ ausgewiesen gewesen: „Wenn wir die die Idee, einen Dialekt-Begriff zu verwenden, auf Haan übertragen, müsste es eigentlich Tötterbank heißen“, schlug die Christdemokratin vor.
Meike Lukat (WLH) brachte den Begriff „Plauderbank“ ins Spiel und bot für Ihre Fraktion zugleich an, die Patenschaft für eine entsprechende Sitzbank am Bürgergarten zu übernehmen. „Wir haben Tischler bei uns in der Fraktion, die auch die Holzpflege übernehmen würden.“
Martin Haesen (SPD) regte eine internationalere Benennung an, damit auch Menschen, die nicht-deutscher Herkunft sind, die Bänke nutzen könnten. Und es gab weitere Anregungen aus der Runde – einen QR-Code beispielsweise. Klaus Mentrop (CDU) plädierte mit Rücksicht auf alle Sehbehinderten dafür, die Hinweisschilder auch mit Blindenschrift zu versehen.
An diesem Punkt trat Sozialamtsleiter Michael Schneider auf die Bremse. Er hatte zu Beginn des Tagesordnungspunktes zwar angekündigt, 1000 Euro für die Gestaltung der Kommunikationsbänke mit Hinweisschildern aus seinem Etat bereitzustellen: „Was Sie hier alles genannt haben, würde den finanziellen Rahmen allerdings deutlich sprengen“, mahnte er.
Bis zur Sitzung des Stadtrats am Dienstag, 29. Oktober, soll nun versucht werden, die noch offenen Punkte zu klären. Karlo Sattler vom Haaner Seniorenbeirat kündigte zudem an, das Projekt Kommunikationsbänke in der nächsten Sitzung des Runden Tisches für die Quartiersentwicklung in Gruiten zu präsentieren.