Heizungsbauer Wolfgang Worms Monheimer wärmt Menschen im Ahrtal

Monheim/Bad Neuenahr · Heizungsbauer Wolfgang Worms koordiniert Kollegen aus ganz Deutschland im Ahrtal. Einer Bad Neuahrerin baut er kostenlos eine Heizung ein. Während die Aufräumarbeiten noch laufen, steht der kalte Herbst schon vor der Tür.

 Wolfgang Worms erklärt Gaby Becker, wie er ihre Heizung wieder ans Laufen bekommt.

Wolfgang Worms erklärt Gaby Becker, wie er ihre Heizung wieder ans Laufen bekommt.

Foto: Martin Gausmann

Der Herbst ist im Anmarsch – und mit ihm die Kälte. Tausende Personen im Katastrophengebiet müssen nach der Flut zeitnah mit Wärme versorgt werden. Eine davon ist Gaby Becker aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Erst kürzlich hat sie ihren Mann verloren, dann auch noch einen Haufen persönlicher Gegenstände wie Fotoalben und obendrein ihre Heizung. Die Erschöpfung und das viele Leid stehen ihr ins Gesicht geschrieben.

 Das Wasser flutete den gesamten Keller und einen Teil des Erdgeschosses. Elektriker waren vor kurzem da, um die Stromversorgung wiederherzustellen, hätten aber „gepfuscht“, wie Becker sagt. Zwei Personen hätten einen Stromschlag in ihrem Haus bekommen. Nun arbeiten Installateure aus Gießen in ihrem Haus daran, den Fehler zu beseitigen. Das machen sie für Becker kostenfrei.

Ehrenamtlich ist auch das Engagement von Wolfgang Worms. Der Handwerker aus Monheim arbeitet seit viereinhalb Wochen in der Rureifel und koordinatorisch im Ahrtal daran, viele Menschen wieder mit Wärme zu versorgen. Mehrere Stunden täglich fährt er von seiner Heimatstadt Monheim nach Schleiden, wo er sich ein Büro eingerichtet hat. „Als ich von der Flutkatastrophe erfuhr, war ich auf dem Weg in den Urlaub. Ich habe noch von dort aus alles organisiert.“

 In kürzester Zeit rief er 102 Handwerker aus ganz Deutschland zusammen, die als Verbund im Katastrophengebiet Heizungsanlagen inspizieren, die Eigentümer zu Übergangslösungen und energieeffizienten Modellen beraten und Heizungen einbauen. Gaby Becker, die weder versichert noch finanziell abgesichert ist, stellt für Worms einen großen Härtefall dar. Die Inspektion und den Neubau der Heizung erhält sie deswegen kostenfrei von ihm.

Tank ist geflutet, deshalb kommt eine Übergangsheizung

Der Tank von Gaby Beckers Heizung ist geflutet und deswegen von der Feuerwehr abgesaugt worden. Nun wird er entweder erneuert oder entfernt und im Zuge dessen eine Übergangsheizung installiert. Worms kontaktierte den Hersteller, der einen neuen Kessel zur Verfügung stellt. Diverse Heizungsteile werden ausgetauscht. „Wichtig ist, dass Frau Becker jetzt erst mal irgendwie durch den Winter kommt“, sagt Worms. Anfang Oktober kommen ehrenamtliche Handwerker, teilweise aus dem Ruhrgebiet, um zu helfen.

 Zusätzlich zur Zerstörung der Heizkörper erschweren weitere Probleme die Versorgung der Bevölkerung mit Wärme: Diverse Gasleitungen im Ahrgebiet sind zerstört. Bis ins späte Frühjahr wird der Wiederaufbau des Gasnetzes dauern.

Manche Menschen müssen den Winter also ohne Gas überdauern. Gleichzeitig sei in Ahrnähe ein Ölnutzungsverbot ausgesprochen, weil aus defekten und unterspülten Tanks Öl ins Trinkwasser sickert und dieses verunreinigt. Viele Menschen brauchen schnelle Hilfe. Ein Großteil der Betroffenen im Ahrgebiet ist jedoch nicht versichert, und auch bei den Versicherten dauern die Schadenszahlungen manchmal Monate. Der Monheimer Worms ist deshalb mit den Sparkassenverbänden und privaten Banken im Gespräch. Er hoffe auf Übergangsfinanzierungen, sagt er. Bis Donnerstag soll das millionenschwere Projekt in trockenen Tüchern sein – hoffentlich.

 Am Dienstag hatte Worms sieben Termine im Krisengebiet. Zusammen mit Bauleiter Markus Rommerskirchen inspiziert er Objekte und organisiert ergänzende Handwerker für Baustellen.

Eine Wohnanlage in Bad Neuenahr-Ahrweiler wartet auf eine Komplett-Sanierung: Entkernung, Rohrleitungserneuerung, Heizkörperbau. Die Bewohner sind alle woanders untergebracht.

 „Ich bin teilweise eher Seelsorger als Handwerker. Vielen Menschen fehlt einfach jemand, der erst mal zuhört. In den letzten vier Wochen habe ich so viel geweint, wie noch nie in meinem Leben“, sagt Wolfgang Worms. Die ehrenamtlichen Helfer nähmen langsam ab. Nun droht der große Handwerker-Mangel.