Für den Kiebitz Naturschutz und Landwirte arbeiten zusammen
Willich · Gaby und Jorgen Pedersen vom Nabu Willich sind gemeinsam mit Willicher Landwirten für den Kiebitzschutz im Einsatz. Eine gelungene Kooperation, die den Vogel des Jahrs 2024 in seinem Fortbestand schützt.
Das Spektiv ist von März bis spät in den Sommer der ständige Begleiter von Gaby und Jorgen Pedersen. Die beiden Mitglieder des Nabu Willich haben sich dem Kiebitzschutz verschrieben und sind jetzt in der dritten Saison für den Bodenbrüter, der in diesem Jahr auch der Vogel des Jahres ist, unterwegs.
„Der Rückgang der Kiebitze in ganz Deutschland liegt bei 90 Prozent, was unterschiedlichste Gründe hat. Der Kiebitz fühlt sich auf niedrigen offenen Flächen am wohlsten. Eigentlich ist er ein Wiesenbrüter, er nutzt aber auch gerne Felder“, sagt Gaby Pedersen. Doch die gut getarnten Nester fallen bei der Bearbeitung der Felder nicht auf und werden so oft ein Opfer der Maschinen. Daher kann das Ehepaar alleine nicht viel ausrichten.
„Wir brauchen die Hilfe der Landwirte“, sagt Jorgen Pedersen. Und die haben die beiden auf den verschiedenen Willicher Ackerflächen, wo sie Kiebitznester entdeckt haben, auf der ganzen Linie bekommen. Arnold Peiffer, Christian Heintges und Thomas Heyes, die Landwirte, auf deren Fläche die Feldbrüter gesichtet wurden, unterstützen den Kiebitzschutz. „Schon als Kind kannte ich Kiebitze. Ich möchte dazu beitragen, dass die nächsten Generationen diese Vögel ebenfalls kennenlernen. Wir Landwirte arbeiten mit der Natur und das verdeutlichen wir durch unseren Einsatz beim Kiebitzprojekt auch“, sagt Peiffer. Heintges gibt ehrlich zu, dass er am Anfang etwas skeptische gewesen sei. „Ich habe mich dann mit dem Thema Kiebitz beschäftigt und es hat mich gepackt“, sagt er.
Eigens für die Kiebitze hat der Landwirt unter anderem Bearbeitungszeiten an Feldern verschoben, auf denen diese brüteten. In der Praxis sieht es so aus, dass die Pedersens ab März mit dem Spektiv unterwegs sind und dort, wo Kiebitz-Sichtungen gemacht worden sind, die Felder absuchen. Die Suche nach dem Nest, wenn klar ist, dass ein Kiebitzpaar seinen Nistplatz gefunden hat, gestaltet sich sehr aufwendig.
Bei der Stadt soll auch
ein Kiebitzprojekt anlaufen
„Mein Mann schaut durch das Spektiv, das 550 Meter ins Feld hereingeht und lotst mich dann per Handy in die Nähe, wobei ich mich vorsichtig durch die Reihen der Pflanzen bewege, um keine Schäden zu verursachen“, informiert Gaby Pedersen. Drei bis fünf Meter von der Niststelle erfolgt eine Markierung des Nestes mit zwei Stäben. Die GPS-Koordinaten werden per Handy aufgenommen und an die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen übermittelt, die sie wiederum an die Landwirtschaftskammer weitergibt. Dank der Markierungen wissen die beteiligten Landwirte, wo sich die Nester befinden und nehmen bei der Feldbearbeitung entsprechende Rücksicht.
„Ohne diese Markierungen sieht man die Gelege vom Schlepper aus nicht“, betont Heyes. Der Einsatz der beteiligten Landwirte geht aber noch weiter. Heyes ließ Bereiche mit Gründünger brach liegen und pflügte sie nicht unter, um den Kiebitzen so Schutz und Nahrung zu geben. Es blieben Grünstreifen zwischen den Feldern stehen und als es sehr trocken wurde und die Jungvögel, die vom ersten Tag an selbstständig Nahrung aufnehmen, mit ihren weichen Schnäbeln in der harten Erde keine Chance zur Futtersuche hatten, griff Peiffer auf eine von Hand aufgebaute Spezialberegnung zurück.
„Wir konnten die Großflächenberegner aufgrund des starken Windes nicht einsetzen und haben uns kurzerhand für diese Lösung entschieden, um für feuchte Erde zu sorgen“, sagt Peiffer. 2022 stellte das Ehepaar zwei Teilkolonien mit acht Brutpaaren fest. Im vergangenen Jahr war es eine Kolonie mit zehn Paaren. „Die Kiebitze brüten in Kolonien, weil diese für die Küken Schutz vor Räubern bieten“, erklärt Jorgen Pedersen.
Das gelungene Kooperationsprojekt, das auch in diesem Jahr weiterläuft, zeigt, wie Artenschutz und Landwirtschaft zusammenarbeiten können, wenn die Bedürfnisse ein klein wenig aufeinander abstimmt werden. Bei der Stadt Willich soll derweil in diesem Jahr ebenfalls ein Kiebitzprojekt anlaufen.
„Wir wollen im Saalbruch eine Bestandswiesenfläche für Kiebitze nutzen und hoffen, dass sie angenommen wird“, sagt Udo Hormes vom Team Umwelt und nachhaltige Stadtentwicklung der Stadt Willich.