„Inside out“ mit Laien und Profis im Balletthaus Tanz dich frei!

Düsseldorf · Mit dem Format „Inside out“ definiert das Ballett am Rhein das Prinzip der „Silent Disco“ neu. Denn dabei kann jeder ausprobieren, wie es sich anfühlt, auf der Bühne zu stehen.

Szene aus der „Inside Out“-Probe.

Foto: DOR/Daniel Senzek

Freitagabend. Im Foyer des Balletthauses der Oper füllt es sich. Menschen jeden Alters sind in neugieriger Erwartung auf das, was mit „Inside out“ angekündigt wurde. Kurz erklärt Michael Foster: „Ihr bekommt gleich von mir Kopfhörer und hört zwischen der eingespielten Musik Anweisungen, wie Ihr euch bewegen könnt“. Damit ist auch schon der Unterschied zum Prinzip der „Silent Disco“ definiert. Es geht nicht darum, dass jeder zu den Sounds aus dem Kopfhörer vor sich hin tanzt, sondern um Partizipation durch eine Choreografie, die alle umsetzen. Wichtig ist Foster anzumerken, dass jeder Teilnehmer für sich selbst entscheiden kann, welche der Anweisungen er tanzen möchte: „Wenn Ihr eine Bewegung nicht machen könnt oder wollt, ist das nicht schlimm.“

Auf Socken oder in Tanzschläppchen geht es dann auf die Bühne. Der Zuschauerraum bleibt leer, denn bei „Inside out“ geht es um die verkehrte Welt. Das Publikum ist Teil des Geschehens, bewegt sich durch den Raum, der sonst den Profis vorbehalten ist. „Es ist schon ein besonderes Erlebnis, auf diesem Boden zu tanzen“, resümiert später eine der Teilnehmerinnen. Wie nah sie ihm kommen würde, konnte die Düsseldorferin zu Beginn des Abends noch nicht ahnen.

Rund um den Bühnenbereich stehen Stühle. Alle nehmen Platz. Mit dabei sind auch Profitänzer des Opernballetts. Sie werden sich aber erst später offenbaren. Fürs erste lauschen alle den ruhigen Pianoklängen aus den Kopfhörern und setzen die Anweisungen um. „Bewegt euren Kopf sanft nach links, zur Mitte und sanft nach rechts.“ Alle machen mit, wiederholen den Ablauf mit etwas mehr Tempo und schauen dann ihr Gegenüber im Raum an.

Auch die Musik wird rhythmischer und unterstützt die Bewegungen durch den Saal. Nicht alle bekommen dieselben Anweisungen. Während einige in schnellen Schritten kreuz und quer die Bühne durchmessen, gehen andere langsam rückwärts.

Das Angebot zu pausieren, wenn das Tempo zu hoch, die Übung zu schwer sein sollte, nimmt niemand an diesem Abend an. Zu sehr reißt die Gruppendynamik alle mit. Selbst als es plötzlich heißt, „sinkt nun wellenartig zu Boden“, führen alle – ganz gleich welchen Alters – die Bewegungen aus. Aufstehen, wieder zu Boden fließen, aufstehen. Langsam haben sie den Bogen raus.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Profi und Laie

„Nun stellt Euch vor, Ihr müsstet einen Bus erreichen“, kommt die nächste Anweisung auf die Ohren. Klar, kein Problem. Das passende Bild taucht vor dem inneren Auge auf. „Aber Ihr lauft dabei in Zeitlupe“, schiebt die Frauenstimme hinterher. Okay, da ist Kreativität gefragt. Wie machen es die anderen eigentlich? Ein Blick nach rechts und links. „Wir haben die Profitänzer ganz bewusst mit dazu genommen, um der Gruppe Dynamik zu geben und Anregungen, wie sie die Choreografie umsetzen könnten“, erklärt Foster.

Sie werden bei der nächsten Aufgabe Impulse geben. Denn diesmal geht es darum, sich einen Tanzpartner zu suchen, mit dem es in eine allein auf Bewegung ausgelegte Kommunikation geht. Mal spiegeln sich die Paarungen, mal laufen ihre Bewegungen konträr. Alle haben sichtlich Spaß. Denn es gibt keinen Unterschied zwischen Profi und Laie. Man begegnet einander auf Augenhöhe.

Die Tanzenden erleben sich als Individuum und als Teil der Gruppe. Waren sie zu Beginn nur auf sich selbst konzentriert, um den Raum zu erkunden, laufend, kriechend, liegend oder auf allen vieren, bilden alle irgendwann einen Kreis. Bewegen sich wie ein atmender Organismus aufeinander zu, voneinander weg. Plötzlich schält sich ein Tänzer aus der Gruppe heraus. „Fangt ihn wieder ein“, ist die Anweisung. Wie ein Schwarm bewegen sich alle in eine Richtung, um den Ausreißer wieder in die Gruppe zu holen.

(clhö / w.g.)