Installation „Circle 43“ in der Kunsthalle Die sprechenden Stühle

Düsseldorf · „Circle 43“ heißt das Werk von Bahar Batvand und Linda Nadji in der ­Kunsthalle. Die Installation soll auf die Lebensbedingungen der Frauen im Iran hinweisen.

Die Installation „Circle 43“ in der Kunsthalle.

Foto: Hojabr Riahi/Kunsthalle

In der Kunsthalle fällt ein Kreis aus liegenden Stühlen auf. Goldfarben, mit rotem Samt gepolstert, wirken sie edel und prunkvoll. Es sind Sitzmöbel, wie man sie in den opulenten Wohnräumen der iranischen Mittel- und Oberschicht häufiger als Ausdruck ihres Wohlstandes findet. Bei Festen werden traditionell Stühle entlang der Wand für die Gäste aufgestellt, um die Raummitte für Tänze freizuhalten. Für Bahar Batvand und Linda Nadji sind sie Sinnbild für den Zustand in ihrem Heimatland. Die beiden Iranerinnen haben sich während des Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf kennengelernt und stehen seit den Unruhen im Iran 2022 nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini regelmäßig im kreativen Austausch miteinander.

Im Oktober 2022 zeigte der Verein Kunst und Haltung (Kuh) in Heerdt die gemeinsame Ausstellung „Traces“. Dort war „Circle 43“ zum ersten Mal zu sehen. Die Stühle gehörten ursprünglich zum Inventar des Kuh und bekamen durch die Installation eine neue Funktion. Sie wurden in ihrer Abstraktion zum gesellschaftspolitischen Statement. Die Zahl 43 bezieht sich auf die Jahre, die seit dem Sturz des Schah-Regimes vergangen sind. Die gekippte kreisförmige Anordnung verweist auf das Nicht-zur-Ruhe-kommen-Können im Heimatland der Künstlerinnen und ihrer seit mehr als 40 Jahren im Exil lebenden Landsleute, die den Iran aus politischen Gründen verlassen mussten. Oft haben sie ihre Angehörigen seither nicht mehr gesehen.

„Djash Chali“ („Sein/ihr Platz ist leer“) sagen sie, wenn eine geliebte Person bei Zusammenkünften der Familie nicht dabei sein kann. Auch dies symbolisiert „Circle 43“ – und noch viel mehr. Denn Bahar Batvand und Linda Nadji wissen um die Stärke der iranischen Frauen, die täglich Unterdrückung erfahren und sich immer öfter dagegen auflehnen. Eine Zeit lang dominierten Bilder von Mädchen und Frauen, die sich ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit zeigten, die mediale Berichterstattung. Sie erhielten internationale Solidaritätsbekundungen. Längst durch andere Themen in den Nachrichten abgelöst, geht der Kampf um Selbstbestimmung dieser mutigen Frauen jedoch weiter. Darauf möchten die Künstlerinnen aufmerksam machen.

Info „Circle 43“ ist noch bis 23. Juli in der Kunsthalle zu sehen.