Kleinkunst auf 20 Quadratmetern Das Düsseldorfer „Takelgarn“ schaut in eine ungewisse Zukunft
Düsseldorf · Seit mehr als vier Jahrzehnten steht das Takelgarn für vielseitige Kleinkunst. Doch ob das Theateratelier an der angestammten Adresse bleiben kann, ist unklar.
(clhö) Der Name Takelgarn erinnert an die Zeiten, da das kleine Theater an der Philipp-Reis-Straße vorwiegend mit Marionetten arbeitete und noch keine feste Spielstätte hatte. Denn angefangen hat alles als Tourneetheater. Ursprünglich waren die Räumlichkeiten in der Friedrichstadt, die heute das Takelgarn beherbergen, das Atelier der Puppenspieler. „Dort waren die Proben- und Arbeitsräume untergebracht. Aber es gab auch schon erste Vorführungen“, erinnert sich Theaterleiter Helge Neuber bei einem kleinen Rundgang durch sein Reich.
Das Konzept des Takelgarn lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Wir zeigen fast alles, was man auf 20 Quadratmetern Bühne machen kann“, fasst Neuber zusammen. Mit den Jahren kamen dann immer mehr Gastspiele aus den Bereichen Comedy, Musik, Kabarett, Zauberei, Clownerie und Kindertheater dazu. „2016 haben wir dann das Figurenspiel ganz eingestellt“, erzählt Neuber.
Es standen umfangreiche Umbauarbeiten auf dem Programm, die pünktlich zur Feier des 40-jährigen Bestehens im Jahr 2019 fertig waren. Die Künstlergarderobe wurde verkleinert, zur großen Bühne mit rund 70 Plätzen kam eine kleinere hinzu. Doch die Freude währte nur kurz, denn wie vielen Kulturschaffenden setzte die Corona-Pandemie, die Anfang 2020 begann, auch dem kleinen Theater schwer zu. Aber die Takelgarner ließen sich nicht unterkriegen. Im Sommer 2020 spielten sie auf der Galopprennbahn, 2021 im Nordpark.
Kosten, Aufwand und die Suche nach einer geeigneten Fläche für ein weiteres Sommergastspiel unter freiem Himmel waren vom Team um Neuber im vergangenen Jahr nicht mehr zu stemmen gewesen. Lieber konzentrierten sie sich auf einen Neustart in der Herbstsaison an der Philipp-Reis-Straße. Für das Programm zeichnete Volker Diefes verantwortlich; Anfang der 2000er war er einer der ersten Kabarettisten auf der Takelgarn-Bühne, bevor er zum Kommödchen wechselte.
Kaum haben sich die Takelgarner von den Pandemie-Auswirkungen einigermaßen erholt, zieht neues Ungemach am Horizont auf. Das Haus an der Philipp-Reis-Straße bekam einen neuen Besitzer. Ob die Kleinkunstbühne an diesem Standort bleiben kann, ist ungewiss. Aufgeben ist für Neuber und Diefes jedoch keine Option. Im Mai waren sie Gastgeber der Zukunftswerkstatt „Quo vadis, Kleinkunst?“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, kleine Bühnen in Nordrhein-Westfalen bekannter zu machen und zu vernetzen. „Wir müssen einfach mehr zusammenrücken und von diesem Konkurrenzdenken weg“, appelliert Volker Diefes an die Kleinkunstkollegen.
Das Takelgarn ist ebenso online zu finden wie die Zukunftswerkstatt.