Orgelkonzert in der Neanderkirche Unter Volldampf

Düsseldorf · Lauter Raritäten spielte Jens-Peter Enk im „Sommerlichen Orgelkonzert“ in der Neanderkirche. Sogar ein frühes Meisterwerk von Bach war darunter.

Organist Jens-Peter Enk.

Organist Jens-Peter Enk.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Jens-Peter Enk ist seit Jahren Stammgast bei den „Sommerlichen Orgelkonzerten“. Einst war er Düsseldorfer, seit 2012 ist er in Wuppertal auf wichtigen Positionen tätig, darunter als Organist in der Evangelischen Gemeinde Unterbarmen. In der Neanderkirche spielte er nun das achte Konzert der „Sommerlichen“, darunter eine Reihe von Raritäten.

Enk zeigte sich auch diesmal als technisch souveräner Orgelspieler, der mitreißend zu gestalten weiß. Schon seine Werkauswahl zielte darauf ab, das Publikum mit Musik zu erfreuen, der der volle Orgelklang gut zu Gesicht stand. Etwa mit Bachs wenig gespielter früher Toccata und Fuge in E-Dur, deren erster Teil besonders kraftvoll den Kirchenraum füllte. Das teils vertrackte und flinke Laufwerk auf Manualen und im Pedal war atemberaubend, die fein ziselierten Fugenteile waren klar nachgezeichnet.

Nachdem bereits sozusagen die Ouvertüre, Niels Wilhelm Gades Fantasie über den Choral „Lobet den Herren“, eine Verneigung vor der Neanderkirche und ihrem Namensgeber war, griff Enk den Düsseldorf-Bezug mit Felix Mendelssohn Bartholdys fünfter Sonate in D-Dur erneut auf. Deren Melodien traten in den Vordergrund vor einem samtweichen, aber dennoch stets im Fortebereich angesiedelten Klangbild der Begleitstimmen. Dass Enk bei seinem Spiel keine Geheimniskrämerei betreibt, zeigte sich auch in der Toccata und Fuge von Jan Albert van Eycken (1823–1868). Enk versteckte nichts, was in den Noten steht, tauchte alles in kräftige, effektvolle Farben.

Ein Ruhepunkt war eine „Impression“ über Schumanns „Träumerei“ der Komponistin Margaretha Christina de Jong. Sie paraphrasierte verspielt das berühmte Klavierstück. Solche Ruhepunkte hätte es mehr geben können. Unter Volldampf stand dann wieder der Schlusspunkt, eine Toccata des Franzosen Marcel Lanquetuit, die allerdings allzu sehr Widors berühmter Toccata nachempfunden war. Enk registrierte die Klangkaskaden bisweilen geradezu aggressiv mit allem, was die Rieger-Orgel zur Verfügung hat. Er gab dem Stück gleichwohl die technische und gestalterische Aufmerksamkeit, die es benötigte.