Kirchenparlament Jugendliche erhalten in der Landeskirche mehr Mitspracherecht
Düsseldorf · Vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland tagt im Januar in Bad Neuenahr erstmals eine eigene Jugendsynode.
Wenn am 6. Januar 2019 in Bad Neuenahr die 71. Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) beginnt, erfährt Wupperthal eine besondere Würdigung. Wupperthal mit „h“. So heißt ein Ort in Südafrika, an dem Anfang der 1830er Jahre die erste Missionsstation der wenige Jahre zuvor in Mettmann gegründeten Rheinischen Missionsgesellschaft entstand. Benannt wurde die Station dann nach dem Tal, in dem die Missonare ihre Ausbildung erhalten hatten – hundert Jahre, bevor die Stadt im Bergischen diesen Namen erhielt.
Die Missionsstation in Wupperthal war der Ausgangspunkt dafür, dass es bis heute eine rheinische Kirche in Südafrika gibt, die dann aber lange in Vergessenheit geriet. Erst seit gut einem Jahr gehört sie zu den Kirchen der VEM (Vereinte Evangelische Mission), Nachfolgeorganisation der Rheinischen Missionsgesellschaft. Ebenso wie die chinesische rheinische Kirche in Hongkong wird sie im Januar in Bad Neuenahr vertreten sein – Annäherung an die eigenen Wurzeln. Der Ekir ist dieser Teil ihrer Missionsgeschichte inzwischen ein Stipendium und eine Promotion wert.
Das ist der Part Vergangenheit. Der Part Zukunft ist diesmal in besonderer Weise den Jugendlichen gewidmet. Denn vorgeschaltet zur Landessynode wird es vom 4. bis 6. Januar erstmals eine Jugendsynode geben. „Und was die Jugendsynode beschließt, wird auch Beratungsgegenstand der Landessynode werden“, sagt Präses Manfred Rekowski. „Wir spielen nicht nur ein bisschen Beteiligung. Das wird nicht ganz frei von Überraschungen sein.“
Je zur Hälfte Landessynodale
und Jugendvertreter
Je 50 Delegierte der Jugendsynode kommen aus der Landessynode und der Evangelischen Jugend im Rheinland. Weitere zehn Jugendliche und junge Erwachsene vertreten die Studierendengemeinden, die landeskirchlichen Schulen und die ehrenamtliche Konfirmandenarbeit. „Wir werden uns vor allem mit den EU-Außengrenzen, der Jugend- und Familienarmut und neuen Gemeindeformen befassen“, kündigt Jonas Einck (19) an, der zu den Vorbereitern der Synode zählte. Dass wirkliche Partizipation ohne gezielte Vorgaben gewollt sei, zeige sich, so Oberkirchenrätin Henrike Tetz, auch daran, dass die Beratungsvorlagen eine Reihe offener Fragen enthielten und und eine endgültige Fassung erst im Laufe der Jugendsynode entstehe. „Kirche ist nur so stark wie die Mitglieder der Kirche“, sagt Einck. „Deshalb ist mein Wunsch, dass diejenigen, die in der Kirche sind, sich auch für die Kirche engagieren.“
Die Zahl dieser Mitglieder sinkt zwar und die Zahl der Kirchenkreise und Gemeinden auch: Ab 1. Januar gibt es durch die Fusion der Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels in der rheinischen Landeskirche nur noch 37 Kirchenkreise; und durch Zusammenschlüsse auf Gemeindeebene verringert sich dort die Zahl von 694 auf 687. Aber finanziell kann die Kirche weiter nicht klagen: Die gute wirtschaftliche Lage lässt die Kirchensteuer sprudeln. Statt eingeplanter 715 Millionen Euro werden in diesem Jahr wohl 737 Millionen eingenommen. Und 2019 rechnet die Ekir mit 744 Millionen.
Neue Steuerverteilung zwischen Kirchenkreisen in der Diskussion
Dabei wird auf der Synode im Januar auch eine Diskussion darüber beginnen, wie das Geld künftig zwischen den Kirchenkreisen verteilt wird. Bisher sorgt ein Finanzausgleich dafür, dass auch in ärmeren Kirchenkreisen 95 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Aufkommens an Kirchensteuer zur Verfügung stehen. Die Landeskirche strebt 100 Prozent an, um ein finanzielles Ausbluten vor allem im ländlichen Raum zu vermeiden. Findet sich dafür bis 2020 eine Mehrheit, gäbe es aber einen zehnjährigen Umstellungsprozess. „Es würde also keine Schocks in den Haushalten geben“, sagt Finanzabteilungsleiter Bernd Baucks.
Finanzielle Unterstützung ist künftig auch für die kirchliche Suche nach neuen Gemeindeformen vorgesehen. Dafür wolle man über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich eine halbe Million Euro zur Verfügung stellen, kündigt Vizepräses Christoph Pistorius an. Entsprechend ausgewählte Projekte in der Erprobungsphase erhalten eine 50-prozentige Förderung, bis zu fünf Pfarrstellen und eine Projektstelle zur Auswertung und Unterstützung sollen finanziert werden.
Die Landessynode wird aber auch über die landeskirchlichen Grenzen hinaus blicken – auf die EU-Außengrenzen. „Was dort geschieht, kann uns nicht ruhen lassen“, sagt Vizepräsident Johann Weusmann. Allein bis Mitte 2018 hätten dort 1500 Menschen auf der Flucht ihr Leben gelassen.