Diplomatische Krise Keine Schengen-Visa für Kongolesen

Düsseldorf · Wuppertaler will seine Freundin einladen – keine Chance.

Heiko Schnickmann und seine Freundin Doucia aus Kinshasa. Foto: Schnickmann

Foto: Heiko Schnickmann

Eine Fernbeziehung kann kompliziert sein. Umso mehr, wenn ein Partner nicht in das Heimatland des anderen einreisen darf. Dieses Dilemma erlebt der Wuppertaler Heiko Schnickmann derzeit. Er möchte seine kongolesische Freundin gern nach Deutschland einladen, um sie der Familie vorzustellen. Das Problem: Die einzige Stelle in der Demokratischen Republik Kongo, die Schengen-Visa ausstellen kann, ist seit Februar geschlossen. Seither kann kein Kongolese das Land legal Richtung Schengenraum verlassen – die deutsche Botschaft ist zu überlastet, um einzuspringen.

Der 35-Jährige hat seine Freundin Doucia kennen gelernt, als er mit einem gemeinnützigen Verein aus Wuppertal im Kongo war. Inzwischen war er mehrfach bei ihr in der Hauptstadt Kinshasa. „Aber wenn es um eine gemeinsame Lebensplanung geht und die Frage, wo wir leben wollen, müsste sie sich Wuppertal ja schon mal ansehen.“ Im kommenden Sommer wollte er der 22-Jährigen seine Familie vorstellen und Deutschland zeigen. Doch daraus wird wohl nichts.

Seit mehreren Jahren war im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit das „Maison Schengen“ in der belgischen Botschaft in Kinshasa für die Ausstellung der Schengen-Visa zuständig. Doch Anfang dieses Jahres gab es diplomatischen Zwist zwischen Belgien und der Demokratischen Republik Kongo.

Eine Lösung zeichnet sich laut Auswärtigem Amt nicht ab

„Das ,Maison Schengen’ musste Anfang Februar 2018 aufgrund einer einseitigen Entscheidung der kongolesischen Regierung geschlossen werden“, heißt es aus dem Auswärtigen Amt (AA) auf Anfrage dieser Zeitung. Die deutsche Botschaft könne „aufgrund der sehr begrenzten Kapazitäten“ Visa nur in Einzelfällen ausstellen – bei medizinischen oder humanitären Notsituationen oder bei „erheblichem politischen Interesse der Bundesregierung“. Die Schengenpartner vor Ort – laut AA ebenfalls mit einer „Vielzahl von Anfragen Reisewilliger konfrontiert“ – handhabten dies ähnlich.

Schnickmann hat selbst in der Botschaft angerufen, den Wuppertaler Oberbürgermeister und den SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh eingeschaltet. Doch alles ohne Erfolg. „Es ist ein großes Problem“, sagt er – nicht nur für ihn und seine Beziehung, sondern für viele Menschen im Kongo. „Familiennachzug wäre eine Option“, habe man ihm im Auswärtigen Amt gesagt. Aber zu heiraten, nur um seine Freundin nach Deutschland bringen zu können, davon hält der 35-Jährige nicht viel.

Laut Auswärtigem Amt werden die Folgen der Schließung „intensiv zwischen den Schengenpartnern und der kongolesischen Regierung in Kinshasa diskutiert“. Aber: „Eine Lösung zeichnet sich bislang noch nicht ab.“ Einstweilen wird also Heiko Schnickmann wieder in den Flieger steigen, um im Dezember seine Doucia zu besuchen.