Untersuchungsausschuss Kinderschützerin warnte vergebens vor Kindesmissbrauch in Lügde

Düsseldorf · Eine Kinderschützerin sei auf den Pädokriminellen vom Campingplatz in Lüdge aufmerksam geworden, nachdem sich ein Vater „fassungslos“ bei ihr gemeldet habe, berichtete die Zeugin.

Der Untersuchungsausschuss durchleuchtet seit September 2019, inwieweit Fehleinschätzungen oder Versäumnisse von Regierungsstellen oder Behörden den Missbrauch auf einem Campingplatz im lippischen Lügde begünstigt haben.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Die Kinderschützerin habe bereits im Sommer 2016 Kontakt mit Jugendämtern im niedersächsischen Hameln und im nordrhein-westfälischen Blomberg sowie mit der Polizei aufgenommen und gebeten: „Bitte fahren Sie dahin und überprüfen Sie den Mann. Da stimmt etwas nicht“, sagte die 62-jährige Mitarbeiterin des Kinderschutzbunds Bad Pyrmont am Montag im Düsseldorfer Landtag. Dort wurde sie vom Untersuchungsausschuss Kindesmissbrauch als Zeugin vernommen.

Der Untersuchungsausschuss durchleuchtet seit September 2019, inwieweit Fehleinschätzungen oder Versäumnisse von Regierungsstellen oder Behörden den Missbrauch auf einem Campingplatz im lippischen Lügde begünstigt haben. Dort hatte es über viele Jahre hundertfach sexuelle Gewalt gegen zahlreiche Kinder gegeben.

Sie sei auf den Pädokriminellen vom Campingplatz aufmerksam geworden, nachdem sich ein Vater „fassungslos“ bei ihr gemeldet habe, berichtete die Zeugin. Der Vater hatte selbst im Januar vor dem Untersuchungsausschuss berichtet, bei einem Grillfest in Pyrmont habe sich Andreas V. 2016 an seine kleinen Töchter herangemacht. Unter anderem habe er sie bei „Reiterspielen“ auf seine Schultern gesetzt und dem Vater mit einem obszönen Spruch zu verstehen gegeben, warum er die kleinen Mädchen gerne an seinem Hals fühle.

Die Mitarbeiterin des Kinderschutzbunds konnte 2016 mit ihren Warnungen an die zwei Jugendämter und an die Polizei nichts erreichen. Sie habe Tage später einen Rückruf von der Polizei mit der Information erhalten: „Wir können nichts feststellen.“ Erst im November 2018 war Andreas V. verhaftet worden. Die ersten Zeugenaussagen im Ausschuss hatten Ende Januar bereits gravierende Kommunikationsmängel zwischen Jugendamt und Familienhilfe offenbart.

(dpa)