Stadt appelliert an Bürger, Covid-19 weiterhin Ernst zu nehmen Mehr Kapazitäten für das Diagnose-Zentrum
Krefeld · Kapazitäten im Diagnosezentrum werden ausgebaut und eine Kampagne des Stadtmarketings will Krefelder für die unsichtbare Gefahr sensibilisieren.
Oberbürgermeister Frank Meyer ist froh, den Corona-Krisenstab nicht aufgelöst zu haben. Ab sofort tagt der wieder zweimal die Woche. „Wir haben eine komische Gemengelage und Stimmung“, sagt er bei der Bekanntgabe der neuesten, wieder steigenden Zahlen. Corona sei nicht vorbei. „Bisher sind wir in Krefeld mit all den Maßnahmen sehr gut gemeinsam gefahren, das sollte auch so weitergehen“, appelliert er an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger. Mit der neuen Kampagne „Mit Umsicht gegen die Pandemie – Gemeinsam gegen das Virus!“ wirbt das Stadtmarketing dafür, auch weiterhin auf Abstand, Hygiene und das Tragen von Alltagsmasken zu achten. Meyer: „Wir haben es alle selber in der Hand, einen erneuten Lockdown, Schulschließungen und Einbruch des Wirtschaftslebens zu verhindern.“
Aktuell sind 51 Krefelder mit SARS-CoV-2 infiziert, sechs mehr als am Freitag. Insgesamt wurden 11 367 Abstriche genommen, 100 Ergebnisse liegen noch nicht vor. 757 Personen wurden bislang insgesamt positiv getestet, 13 mehr als Freitag. Die 7-Tages-Inzidenz pro 100 000 Einwohner liegt in Krefeld bei neun. 2507 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Ein Patient wird laut Stadt weiterhin im Krankenhaus behandelt und künstlich beatmet. Die Zahl der Verstorbenen von 24 hat sich nicht erhöht.
„Wir müssen genau gucken, wie sich die Situation entwickelt“, sagt Meyer. Die Urlaubs-Rückkehrer aus Risikogebieten ebenso wie die Rückkehr zur Normalität in Kindertagesstätten und Schulen spielen eine Rolle. Es sei richtig gewesen, das Diagnosezentrum an der Schwertstraße die ganze Zeit geöffnet und die Verträge mit dem Deutschen Roten Kreuz verlängert zu haben. „Wir werden die Kapazitäten dort ein bisschen erhöhen; lieber eine Überkapazität als ein größeres Chaos“, so der Verwaltungschef. Wie schon angekündigt, können sich dort Mitarbeiter der Schulen und Kitas einmal in zwei Wochen auf Covid-19 testen lassen.
17-Jähriger versucht erfolglos, sich nach Urlaub testen zu lassen
Sich dort testen lassen wollte sich der Sohn (17) einer Krefelderin, der in Kopenhagen sechs Tage Urlaub gemacht hatte und ab Mittwoch wieder zur Schule geht. Am vergangenen Donnerstag hatte seine Mutter zunächst beim Hausarzt einen Termin für einen Test angefragt, dessen Ergebnis frühestens Mittwoch hätte vorgelegen. „Zu spät“, sagt seine Mutter Simone Brehm. „Das Corona-Zentrum war trotz häufiger Versuche am Donnerstag für mich nicht erreichbar“, berichtet sie. Ein Anrufbeantworter heiße den Anrufer willkommen, ein Klingelton sei zu hören und dann sei die Leitung tot gewesen. Am Freitag hatte sie zunächst mehr Glück und kam durch. Im Diagnosezentrum sagte man ihr jedoch, „dass eine Testung nur bei Symptomen erfolgen kann aufgrund der Kapazitäten“. Sie könne aber beim Gesundheitsamt anrufen.
Dort erreichte sie am Freitag niemanden mehr unter der genannten Nummer. „Mein Sohn kann sich nicht zeitnah testen lassen, obwohl er Verantwortung für die Gesellschaft (Schulstart) übernehmen möchte und der Anstieg der Infiziertenzahlen nach den Sommerferien eingedämmt werden muss“, lautet ihr enttäuschtes Fazit.
Am Montag bekam die Krefelderin nun eine Mail aus dem Gesundheitsamt. Der Mitarbeiterin tat es leid, „dass Sie beim Versuch der Kontaktaufnahme so viele negative Erfahrungen machen mussten.“ Jedoch sei das Diagnosezentrum ausschließlich für die symptomatischen Fälle vorgehalten.Die niedergelassenen Ärzte seien zur zeitnahen Durchführung der Testungen nicht verpflichtet. Ihr Sohn sei in einem „Nichtrisikoland“ gewesen. Wenn er in der Schule die Schutzmaßnahmen zuverlässig einhalte, sei von einer relevanten Gefährdung der Mitschüler nicht auszugehen. Der Krisenstab werde aber den Schulbetrieb besonders im Blick haben.