Krefeld 19-Jährige zum Sex gezwungen
Angeklagter bestreitet vor Gericht die Tat. Mann soll Frau im Auto verschleppt haben.
Krefeld. Das Verhältnis zwischen einem Strafverteidiger und seinem Mandanten ist mitunter ein schwieriges. Denn auch die Juristen auf Seiten der Angeklagten wissen nicht immer, ob ihre Mandanten ihnen die Wahrheit erzählen. Ob das, was vor dem Landgericht am Montag von einem Mann präsentiert wurde, der wegen zweifacher Vergewaltigung angeklagt ist, so stimmt, durfte zumindest bezweifelt werden.
Eigentlich — so ließ er über seinen Rechtsanwalt mitteilen — wolle er nur sagen, dass der Geschlechtsverkehr mit seinem mutmaßlichen Opfer einvernehmlich gewesen sei. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters äußert er sich dann aber doch — mehr als eine Stunde lang. Dabei kam es gleich mehrfach vor, dass er behauptete, vieles von dem, was sein Anwalt vor dem Prozess an das Gericht zur Verteidigung geschrieben habe, stimme gar nicht.
Genauso sei auch die Anklage falsch. Die schildert statt einvernehmlicher Zärtlichkeiten ein brutales Verbrechen. Im September des letzten Jahres soll der Angeklagte sein mutmaßliches Opfer, eine 19-jährige Frau, in Krefeld in sein Auto gelockt haben. Beide hätten bereits eine lose Beziehung gehabt. Als die Frau das Auto wieder verlassen wollte, soll der 32-Jährige sie an den Haaren gepackt und ihr ins Gesicht geschlagen haben.
Über die Autobahn soll er mit ihr in die Niederlande gefahren sein. Noch einmal versuchte sie, aus dem fahrenden Auto zu entkommen — auch das konnte der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft verhindern. In einem Waldstück habe er sie dann mit einem Gürtel gefesselt, geschlagen und zweimal im Auto vergewaltigt. Schließlich habe er mit seinem Handy noch Fotos von der nackten Frau gemacht. Er drohte sie zu veröffentlichen, wenn sie ihn anzeigen würde.
Die gesamte Anklage stritt der Mann vor Gericht ab. Es sei alles einvernehmlich gewesen, man habe sogar heiraten wollen. Wieso er einen Tag später für rund vier Monate nach Rumänien gefahren ist, ohne seine vermeintlich Angebetete zu informieren, konnte er nachvollziehbar nicht erklären. Er habe dort einen Gerichtstermin gehabt und hätte seinem Onkel helfen müssen.
Bei seiner Rückkehr in die Bundesrepublik wurde er sofort festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Sein mutmaßliches Opfer wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Die junge Frau tritt auch als Nebenklägerin auf.
Die Rechtsanwältin, die sie vertritt, hatte unmittelbar vor ihrer Vernehmung das Gericht darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Mandantin auf dem Weg ins Gericht telefonisch bedroht wurde. Sie solle sich genau überlegen, was sie sage, hätte die Schwester des Angeklagten am Telefon gesagt. Die saß sogar im Zuschauerraum, verließ diesen aber kommentarlos mit den restlichen Zuschauern vor Beginn der Opfer-Aussage. Das Verfahren wird am Freitag fortgesetzt.