Krefeld Fußball: Tim Pelzer macht Karriere an der Pfeife

Der Fußball-Schiedsrichter von der DJK Teutonia St. Tönis leitet ab dieser Saison Spiele in der Regionalliga.

Immer auf Ballhöhe: Tim Pelzer hat als junger Schiedsrichter bereits viel erreicht.

Immer auf Ballhöhe: Tim Pelzer hat als junger Schiedsrichter bereits viel erreicht.

Foto: Marc Mocnik

Krefeld. Das erste Mal wird Tim Pelzer so schnell nicht vergessen. Damals, es war 2006 im Kreispokal, führte der St. Töniser bei seinem Debüt als Schiedsrichter die D-Junioren des VfR Fischeln und des Hülser SV aufs Feld. Der junge Pelzer ist vom Lampenfieber erfasst, angespannt, sehr nervös. Dann der Anstoß. Doch das Spielgerät fehlt. Der Ball liegt noch in seiner Kabine.

Am Dienstag kann der 26-Jährige darüber lachen, wenn er diese Anekdote erzählt. Geschadet hat die Szene seiner Laufbahn nicht. Vielleicht hat sie seine Sinne sogar noch geschärft. Der Mann aus St. Tönis hat seinen Weg gemacht, den Sprung geschafft. Ab dieser Woche pfeift Pelzer in der viertklassigen Fußball-Regionalliga, deren Saison am Freitag beginnt.

2009 war der Unparteiische, der Teutonia St. Tönis angehört, mit seiner Freundin aber in Kevelaer lebt und in Krefeld bei der Sparkasse arbeitet, bereits Jung-Schiedsrichter des Jahres am Niederrhein. Pelzer hat jede Liga durchlaufen und schon bundesweit Erfahrungen gesammelt. Im Halbfinale der deutschen A-Junioren-Meisterschaft zwischen Borussia Dortmund und 1860 München vor wenigen Wochen war Pelzer vierter Offizieller vor 16 000 Zuschauern im Signal-Iduna-Park.

Warum wird man Spielleiter, wo doch ganz Deutschland lieber gegen den Ball tritt und Schiedsrichter in der Diskussion und bei den Fans doch eher immer nur die Spielverderber sind? Pelzer sieht darin auch einen Gewinn für seine Persönlichkeit: „Als Fußballer hätte ich maximal Kreisliga gespielt. Ich bin Fußballfan. Ich komme umsonst zu den Spielen. Das war der eigentliche Auslöser. Ich finde aber auch eine Bestätigung durch die Aufgabe als Schiedsrichter. Es fördert das Selbstbewusstsein. Man muss 22 Leute lenken und leiten. Das ist schon ein tolles Erlebnis.“

Sein Wunsch im letzten Jahr in der A-Junioren-Bundesliga wurde erfüllt. Er durfte den Nachwuchs des FC Bayern pfeifen. Und auch dem heutigen Nationalspieler Leroy Sané stand Pelzer auf dem Platz schon gegenüber. Für jedes Spiel erhält ein Unparteiischer eine Bewertung. Tim Pelzer hatte am Ende die beste Durchschnittsnote. Zusammen mit dem Oberhausener Martin Ulankiewicz hieß dies: Aufstieg in die Regionalliga. Fortan trainiert Pelzer unter dem ehemaligen Uefa-Schiedsrichter Klaus Plettenberg. Schulungen für die vierthöchste Spielklasse, Regeltests und Laufprüfungen inbegriffen. Drei Lehrgänge pro Monat. Pelzer sagt über seinen Mentor Plettenberg: „Er schaut immer genau hin, ist streng. Aber wir freuen uns dann auch gemeinsam über gute Leistungen.“

Einmal gab er fälschlicherweise Gelb-Rot, nach dem Spiel entschuldigte sich Pelzer beim Bestraften. Video-Analysen, Spielbesprechungen, die nächsten Teams — alles wird vorbereitet. Schiedsrichter stehen wie die Spieler unter ständiger Beobachtung, auch von den Zuschauern. Er sagt: „Ich habe Respekt vor den Kreis-Schiedsrichtern, die jedes Wort und jeden Kritiker sehen und hören. Das geht schon nah, auch die persönlichen Beleidigungen. Wenn man vor 4000 Leuten pfeift, dann hört man eigentlich nur Gegröle.“ Den Ball lässt Pelzer bei seinem ersten Mal in der Regionalliga bestimmt nicht mehr in der Kabine liegen.