2000 Mitarbeiter demonstrieren: "Die Bahnsparte muss bei Siemens bleiben"

Betriebsratschef Spörk: „Diesmal geht es ums Ganze.“

Vor über 2000 Siemens-Mitarbeiter beim Aktionstag der IG Metall fordert Betriebsratsvorsitzender Heinz Spörk den vollständigen Erhalt der Schienenfahrzeugsparte.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist wieder eine Zeit der Unsicherheit und Ängste. Weit über 2000 Siemens-Mitarbeiter aus 15 NRW-Standorten folgten am Freitag dem Aufruf der IG Metall Krefeld und demonstrierten zwei Stunden lang für den Erhalt der Bahnsparte. Das Uerdinger Siemens-Werk ist das Kompetenzzentrum der Sparte mit rund 2600 Mitarbeitern. Noch ist nichts entschieden, aber der Konzern prüft zurzeit unter anderem, vom französischen Alstom-Konzern die Energiesparte zu übernehmen und dafür die Bahnsparte abzugeben. „Ein Monopolyspiel — tausche Bahnhöfe gegen Elektrizitätswerke“, fasste es der Krefelder Siemens-Betriebsratsvorsitzende Heinz Spörk am Freitag vor den Demonstranten zusammen.

Falls der Deal mit Alstom platze, so Spörk, werde Siemens den Bahnbereich anderswo an den Mann bringen wollen: „Diesmal geht es ums Ganze. Siemens ohne Kaeser und Cromme kann ich mir besser vorstellen als Siemens ohne Züge“, attackierte er die Pläne von Vorstandsvorsitzendem und Aufsichtsratschef. Er forderte, alle Versuche, sich aus dem Bahngeschäft zurückzuziehen, einzustellen.

Demo: Siemens-Mitarbeiter bangen um Jobs
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Demo: Siemens-Mitarbeiter bangen um Jobs

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Oberbürgermeister Gregor Kathstede nannte die Siemens-Pläne ein „Tauschalbum“: „Die Mitarbeiter haben Ehepartner und Kinder. Schicksale gehen hier einfach mal so über den Tisch. Das finde ich schändlich.“

Die Siemens-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn (München) zu den neuesten Siemens-Plänen: „Wieder eine neue Organisationsform, aber noch lange kein tragfähiges industrielles Konzept. Wir fordern eine Deutschland-Strategie. Wir brauchen ein Konzept, nicht immer neue Häuptlinge.“

Ähnliche Forderungen beinhaltet auch die „Krefelder Erklärung“ der IG Metall: „Dieses Mal geht es um nicht weniger als um die Zukunft aller Arbeitsplätze bei Siemens in Deutschland“, fasste IG-Metall-Bevollmächtigter Ralf Claessen zusammen.

Zur allgemeinen Überraschung stand auch ein Unternehmenssprecher auf dem Podest der IG Metall. Jürgen Wilder ist seit 1. Februar Chef des Geschäftsbereiches Hochgeschwindigkeits- und Regionalzüge, betonte, dass noch keine Entscheidungen gefallen seien: „Mir liegt viel daran, den weiteren Weg gemeinsam mit Ihnen zu gehen.“