Oster-Demo 30 Friedensaktivisten trotzen dem Aprilwetter in Krefeld
Rund 30 Friedensaktivisten radeln mit Abstand und in Polizeibegleitung trotz Corona und des schrecklichen Aprilwetters an diesem Ostermontag für Frieden und Abrüstung und mit bunten Fahnen durch die Stadt.
Denn auch in Zeiten der Pandemie gingen Aufrüstung, Rüstungsexporte und das Kriegsgeschehen weiter, erklären sie an fünf ausgesuchten Punkten. Ingrid Vogel, Sprecherin des Krefelder Friedensbündnisses als Organisator, erklärt am Startpunkt Theaterplatz: „Vor gut 40 Jahren wurde hier im Seidenweberhaus der Krefelder Appell verfasst, ein Aufruf gegen das atomare Wettrüsten und ein Appell an die damalige Bundesregierung, ihre Zustimmung zur Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen zu verweigern.“
Der Appell sei von mehr als vier Millionen Bundesbürgern unterschrieben worden. „Letzten Endes hat vielleicht – trotz Nato-Doppelbeschlusses – auch die starke Friedensbewegung mit Hunderttausenden von Demonstrierenden und Blockaden von Prominenten dazu beigetragen, dass die ,Wende’ mit der deutschen Wiedervereinigung eintrat und der ,Kalte Krieg’ beendet wurde.“ Im kommenden September heißt es: „Welche Partei bietet ein Konzept für eine glaubwürdige Friedenspolitik, eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik, eine gerechte Sozialpolitik, ein konsequentes Vorgehen gegen Rassismus in diesem Land? Wir haben die Wahl.“ Und: „Wir geben nicht auf, das zeigen wir auch heute mit dem Ostermarsch“, gibt sich Vogel kämpferisch.
Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, begrüßt die Friedensaktivisten am zweiten Stopp, an der Villa von Richard Merländer. Er habe sich wohlgefühlt in der Stadt, auch wenn er sich von der Mehrheitsgesellschaft als Sammler moderner Kunst, Jude und homosexueller Mann unterschieden habe – bis dann irgendeiner beschlossen habe, dass er nicht mehr dazugehörte.
„Wir werden mit solchen Dingen konfrontiert, früher und heute“, sagt Franz. Und eindringlich: „Friede und Freiheit müssen verteidigt werden – von uns allen. Demokratie ist ein Geschenk, aber auch eine Verpflichtung.“ Florian Lehnert, Pfarrer der Alt-Katholischen Pfarrgemeinde Erscheinung Christi an der Dreikönigenstraße, berichtet zum Abschluss der Radtour von Uttarakhand, einem nordindischen Bundesstaat im Himalaya. „Die Menschen in der Region, deren Lebensunterhalt von der Landwirtschaft abhängt, bemerken und leiden unter den Auswirkungen des Klimawandels“, zitiert er aus einer Studie. „Was uns das angeht?“, fragt er weiter. „Eine Menge, wie ich finde. Denn der Löwenanteil am menschengemachten Klimawandel geht auf Rechnung der Europäer und Nordamerikaner.“
Demo-Teilnehmerin Barbara Peterke fährt mit, weil sie das Thema Rassismus als sehr relevant empfindet und die AfD mit ihren Verschwörungstheorien andere Gedanken als alle anderen Parteien habe, findet sie. „Da muss man sich engagieren.“