4,62 Euro pro Stunde: Kockel hält seine Bezahlung beim KFC für sittenwidrig

Krefeld. Beim Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen entwickelt sich die Personalie Ronny Kockel zu einer Schlammschlacht. Das Arbeitsgericht hat am Dienstag, wie im exklusiven WZ-Bericht angekündigt, schriftlich Stellung genommen zur Klage des früheren Geschäftsstellenleiters und Co-Trainers gegen den Verein.

War er jahrelang sittenwidrig unterbezahlt? Ex-KFC-Torwart Ronny Kockel trifft sich mit seinem ehemaligen Verein vor Gericht wieder.

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Die Internas, die in dieser Mitteilung verkündet wurden, sind pikant.

Kockel, der von Juli 2009 bis Oktober 2012 als Spieler und danach als Co-Trainer der Regionalliga-Mannschaft, Chefcoach der U 19 sowie als Geschäftsstellenleiter angestellt war, soll für eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden lediglich 800 Euro brutto und 175 Euro netto „Jugendarbeitsvergütung“ erhalten haben. Das macht einen Stundensatz von 4,62 Euro — das sei „sittenwidrig“, meint der 38-Jährige, der überzeugt ist, regelmäßig sogar mehr als 40 Stunden in der Woche gearbeitet zu haben.

Laut Kockel sei ein Stundenlohn von 15 Euro angemessen. Legt man die gesamte Vertragslaufzeit (eigentlich bis 30. Juni 2014) zu Grunde und zieht das bereits erhaltene Gehalt ab, ergibt sich eine Summe von cirka 80 000 Euro, um die wohl vor dem Arbeitsgericht (Mittwoch, 12.30 Uhr, Raum 352, Preußenring 49) gestritten wird. Vorausgesetzt, das Gericht hält eine Bezahlung von 15 Euro pro Stunde als Spieler und später in anderer Funktionen für angemessen.

Der Verein ist laut Gerichtsakte der Ansicht, dass die Vergütung von 975 Euro monatlich „rechtmäßig zwischen beiden Parteien vereinbart“ wurde. Der KFC geht davon aus, dass Kockel regelmäßig maximal 25 Stunden in der Woche für den Verein zur Verfügung stand. Interessant wird es bei den Gründen der fristlosen Kündigung. Der geschasste Mitarbeiter soll im September 2013 „die Kommunikation mit dem Trainer der 1. Mannschaft (damals Eric van der Luer, d.Red.) nahezu vollständig eingestellt und Trainingszeiten eigenmächtig verändert“ haben. Die Suspendierung als Co-Trainer der Regionalliga-Mannschaft und Geschäftsstellenleiter sei im September einvernehmlich erfolgt.

Im November 2013 soll der 38-Jährige dann mehrfach den Weg in die Öffentlichkeit (vornehmlich via Facebook), insbesondere zu Fans, gesucht haben, „auf — aus seiner Sicht — Missmanagement im Vorstand“ hinzuweisen. Dazu gehört der Vorwurf, Präsident Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos würde „in die Kasse greifen“ und andere negative Äußerungen über den Verein und dessen Verantwortliche.

Kockel hatte bereits am Montag angekündigt, sich vor dem Verhandlungstermin nicht zu äußern. Präsident Lakis war auch am Dienstag für die WZ nicht zu sprechen. Er ließ aber mitteilen, den KFC am Mittwoch vor Gericht persönlich verteidigen zu wollen.