Escape-Room 90 Minuten, um am Krefelder Ostwall die Welt zu retten

Krefeld · Der „Limbus“ Escape-Room am Ostwall schickt die Spieler auf Zeitreisen. Derzeit aber ist das Haus wegen der Pandemie geschlossen.

Spieldesigner Nicklas Scheffen sitzt inmitten der filmreifen Kulissen für den Escape-Room.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schon von außen hebt sich das Haus an der Straßenecke zwischen Ostwall und Nordwall architektonisch massiv von der Umgebung ab. Es wirkt wie eine hineingepflanzte Filmkulisse. Ein mysteriöses Haus, metallisch-rostig beschlagen. Die Wirklichkeit endet an der Eingangstür. Wer die Türschwelle überschreitet, hat nur noch 90 Minuten Zeit, die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Die Zeitreise kann beginnen.

Die Möbel sehen aus wie Requisiten aus einem Filmset

Der neue „Limbus“ Escape-Room im Herzen der Stadt will sich konzeptionell und auch spielerisch von der Konkurrenz abheben. Der Ausgangspunkt der Fiktion ist eine alte Forschungsanstalt nach dem Ersten Weltkrieg, cineastisch liebevoll ausgeschmückt. Errichtet, um den Lauf der Dinge zu verändern, sollte der Krieg die Menschheit auszulöschen drohen. Die Möbel sehen aus wie Requisiten aus einem Filmset. Ziel ist es, in verschiedenen Zeiten und Dimensionen Fragmente zu sammeln, ob in einer Berliner Bankfiliale im Jahr 1982 oder in einer Forschungseinrichtung für Waffen in der Antarktis im nicht mehr so fernen 2038. Alles das, um schlimmste Katastrophen in der Gegenwart zu verhindern.

Limbus – das steht begrifflich eigentlich für die Vorhölle im christlichen Glauben, auf der anderen Seite aber auch für die Verschmelzung der Namen zweier Wissenschaftler in der Forschungsanstalt: Limberg und Vitus. Man spielt hier gewitzt mit beiden Bedeutungen.

Die Spieler werden auf Missionen geschickt

Die Gestalter um den Geschäftsführer Jochem Tiefers und die beiden Spieldesigner Nicklas Scheffen und Lex Lüpke haben sich alle Mühe gegeben, die Mystik zu schaffen, die die Spieler in den Bann zieht. Egal ob Anfänger, Fortgeschrittene oder Erfahrene – für jeden Teilnehmer gibt es einen geeigneten Schwierigkeitsgrad. Ein Team aus Schauspielern, Designern und Architekten haben die Innenräume auf mehreren Ebenen in eine fantastische Welt verwandelt. „Die Leute werden durch die Zeit geschickt, es wird eine Immersion erschaffen“, sagt Nicklas Scheffen. Immersion, das kommt aus dem Bereich der Virtuellen Realität, die die Gestalter auch zum Einsatz bringen. Durch diesen Effekt wird die Umgebung vom Nutzer nahezu als real empfunden. Man taucht also mit allen Sinnen ab in eine andere Welt, zumindest für 90 Minuten.

Das Entkommen aus einem geschlossenen Raum mithilfe des Lösens von Rätseln war immer die Basis für die Escape-Spiele. Im Limbus aber soll es um viel mehr gehen: „Unsere Spieler werden auf Missionen geschickt. Wir haben keine geschlossenen Räume, mehrere Ausgänge. Die Rätsel werden in konkrete Spielsituationen integriert“, sagt Scheffen.

Die erste Idee für eine Umsetzung des Escape-Rooms hatte Tim Tiefers, Sohn des Geschäftsführers Jochem, der nebenan noch seine Fahrschule betreibt. Tim und Nicklas sind seit vielen Jahren befreundet, machten früher gemeinsam Urlaub. Scheffen ist studierter Spieldesigner. Er lernte sein Fach in Schwerin, später entwickelte er in Leipzig einen Raum für Virtuelle Realität mit. Sein früherer Dozent und Mentor aus Schwerin, Lex Lüpke, ist ebenfalls mit im Team. Auch er ist ein Spieldesigner, betreibt in Gelnhausen seinen eigenen Escape-Room. Viele Gegenstände und Einrichtungen entwerfen die Mitarbeiter selbst. Ein Techniker programmiert die Computer, die im Spiel aufeinander reagieren.

Scheffen ist seit drei Jahren für das Projekt tätig. Konzeption, Umbau und Einrichtung standen viele Monate auf der Agenda. Als am 12. September die Pforten öffneten, hoffte man auf einen guten Beginn und eine rosige Zukunft. Doch seit dem 1. November ist der Escape-Room wegen der Corona-Pandemie wieder geschlossen. „Das haben wir uns natürlich vor zwei Jahren noch anders vorgestellt. Wir nutzen nun die Zeit zum weiteren Ausbau und hoffen einen Betrieb Mitte 2021“, sagt Nicklas Scheffen. Finanzielle Engpässe wegen fehlender Umsätze sieht er noch nicht: „Wir sind ein kleines, familiäres Team, das sich unterstützt.“

Keller, Erdgeschoss und erste Etage sind ausgebaut, weitere Stockwerke könnten noch genutzt werden. Ob die Gründer in Zukunft aber vielleicht diese noch freien Räume mehr für Virtuelle Realität nutzen wollen, ließ der Spieldesigner noch offen. Man will die Trends abwarten.