Ältere greifen häufiger zu Alkohol und Pillen

In Pflegeheimen steigt die Zahl der suchtkranken Bewohner. Für die Betreuer führt das oft zu unlösbaren Problemen.

Ältere greifen häufiger zu Alkohol und Pillen
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Krefeld. Der demografische Wandel sorgt vor allem in der stationären Altenpflege nicht nur für überbelegte Heime. Er stellt die Betreuer und Pfleger auch vor neue Herausforderungen hinsichtlich der Erkrankungen. „Immer mehr ältere Menschen haben Suchtprobleme“, erklärt Susann Kornack eine Entwicklung, die in Pflegeheimen zunehmend wahrgenommen wird.

Kornack ist Leiterin des Altenheims Marienheim am Johannesplatz und hat in den vergangenen Jahren selber Erfahrungen mit alkohol- und medikamentensüchtigen Bewohnern gesammelt. „Wir haben in der Altenhilfe große Schwierigkeiten, suchtmittelabhängige Menschen angemessen zu versorgen.“

Diese Schwierigkeiten beginnen bereits bei der Diagnose der Suchterkrankung. Bei älteren Menschen lassen sich Anzeichen eines Suchtmittelmissbrauchs nur schwierig von altersbedingten Symptomen unterscheiden.

„Vor allem durch den Konsum illegaler Drogen sind viele Erkrankte schon im Alter von 50 Jahren pflegebedürftig, da sie körperlich quasi vorgealtert sind“, sagt Ute Kaber, Sprecherin der Untergruppe Sucht der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Krefeld.

Die Anzahl der Anfragen älterer Menschen mit Suchtproblemen in den Pflegeheimen steigt. „In herkömmlichen Altenheimen können Suchtkranke aber nicht personengerecht gepflegt werden.

Das Umfeld muss an die Erkrankung angepasst werden“, erläutert Kaber. Die Sturzhäufigkeit erhöhe sich beispielsweise durch den Drogenkonsum, die Ärzte und das Pflegepersonal müssten deshalb für die Suchtproblematik sensibilisiert werden. „Auch in Krefeld fehlt es an entsprechenden Unterbringungsmöglichkeiten.“

Gründe für die steigende Tendenz sind zum einen die längere Lebensdauer der Suchtkranken, zum anderen reagieren ältere Menschen auf Isolation und ihre altersbedingten Einschränkungen häufiger mit Suchtmittelmissbrauch.

Um auf die Suchtproblematik im Alter und den Versorgungsengpass in Krefeld aufmerksam zu machen, veranstaltet die PSAG am 2. April einen Fachtag zum Thema „Sucht trifft Alter“.