Video-Podcast KR65+ Als 1945 die Amerikaner nach Krefeld kamen – mit Henry Kissinger

Krefeld · In der neuen Folge der Video-Serie KR65+ erinnert sich ein Krefelder an das Jahr 1945 - als die Amerikaner nach Krefeld kamen.

Mit „Einmarsch der Amerikaner 1945“ ist die aktuelle Folge des Video-Formats „KR65+“ betitelt. Einmal mehr ist Heinz Fladt zu Gast. Er berichtet diesmal, wie gefährlich es nach der Schule war. „Die Front kam immer näher“, erinnert sich der Krefelder, Jahrgang 1938. Bei Fliegeralarm ging es für alle in den Keller, während der Vater auf dem Speicher das Geschehen beobachtete. Einmal ging Heinz Fladt mit auf den Speicher und blickte auf Stahldorf. „Plötzlich sagte mein Vater: ,Ab in den Keller, die Amis kommen’“. Neugierig wie Heinz Fladt war, kam er der Aufforderung nicht direkt nach, blickte stattdessen noch länger auf das offene Feld, wo die Amerikaner in Fahrzeugen und zu Fuß unterwegs waren.

Nur einen Tag später standen die Amerikaner im Keller: Der Vater hatte alle Türen geöffnet, ein weißes Tuch sichtbar aufgehangen. „Das erste, das wir sahen, als die Amerikaner in den Keller kamen, war ein Gewehr und danach kamen die Menschen.“ Furchtbare Angst hätten die Kinder damals gehabt, sie wollten nichts von den Unbekannten annehmen. Die allerdings hatten Schokolade mitgebracht, wie Heinz Fladts Mutter den Kindern erklärte. „Trotzdem hatten wir Angst.“

Die Amerikaner haben die Keller durchsucht und anschließend das Haus besetzt. „Wir durften nicht in die Wohnung, nur kurz nach draußen, um auf unser Plumpsklo zu gehen.“ Doch damit nicht genug. Später wurde die Familie evakuiert, es ging in die Paramentenweberei Wolters, wo wir „14 Tage zwischen Webstühlen geschlafen hatten“. Als es einige Zeit später wieder in das Haus zurückging, stieß die Familie auf ein großes Chaos. Aufräumen war angesagt.

Die Amerikaner hatten sich in Krefeld eingerichtet. Der Standortkommandant Henry Kissinger, der später US-Außenminister wurde, hatte sein Büro in der Villa des Brauereiinhabers Robert Wirichs in Königshof bezogen. Einmal im Tag durften die Kinder zu ihm kommen und erhielten Schokolade und Kaugummi. Doch das reichte den cleveren Kindern nicht. Viele der Amerikaner fuhren mit ihren Jeeps auf den Brauereihof. „Diese Amerikaner haben wir angesprochen, in einfachstem Englisch, ob sie nicht Kaugummi, Schokolade und Zigaretten für den Vater hätten.“ In vielen Fällen sei man damit erfolgreich gewesen – trotz der Sprachbarriere.

(gob)