Krefelder Zoo Als Boma noch ein Teenie war
Bruni Encke hat die Entwicklung des Zoos dokumentiert und stellt ihr Archiv jetzt zur Verfügung.
Krefeld. Auf dem großen Schwarz-Weiß-Foto von 1973 sitzt die junge Gorillafrau Boma und schleckt genüsslich Quark. Sie gehört bis heute zu Massas Harem und ist die Stammmutter vieler Gorillas im Haus. Bruni Encke, die Frau des ehemaligen Zoodirektors Walter Encke, kann deren Nachkommen genau erkennen. Denn sie seien der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, sagt sie. Jetzt hat Bruni Encke ihr einmaliges Bildarchiv dem Zoo übergeben.
„Es ist eine Zeitreise durch die Geschichte des Krefelder Zoos mit seiner Tierhaltung und der Wandlung von einem Tierpark in einen modernen Zoo. Sie wird jetzt digitalisiert, um sie der Nachwelt zu erhalten“, berichtet Zoo-Direktor Wolfgang Dreßen.
Anlass dafür, dass die fotografischen Dokumente „ausgegraben“ wurden, sei der 75. Geburtstag des Zoos in 2013 gewesen, berichtet Dreßen weiter. „Die Fotografin hat die Arbeit ihres Mannes über vier Jahrzehnte begleitet. Sie hielt nicht nur die Tiere mit der Kamera fest, sondern spiegelt mit ihrer Arbeit auch unsere familiäre, vertraute und entspannte Atmosphäre wieder.“ Natürlich wurden die Mitarbeiter auch porträtiert.
„Ich war immer mit dem Apparat unterwegs, denn die Stadt hatte kein Geld für einen Fotografen“, berichtet Bruni Encke. „Ich besaß zuerst eine Rollei, später eine Hasselblad. Ich habe Stunden im Affen- und im Vogelhaus zugebracht. Die Kinder mussten nicht selten mit dem Essen warten.“ Oft habe ihr Mann gesagt: „Geh mal schnell, da ist was los.“ Abends stand sie dann von 20 bis 24 Uhr in der Dunkelkammer und hat entwickelt. „Hier gleich nebenan“, sagt sie beim Pressetermin. Denn das heutige Verwaltungshaus hat der Familie Encke als Wohnhaus gedient.
Besonders interessant fand die Fotografin die sozialen Zusammenhänge der Affen; wie beispielsweise die Schimpansen korrespondieren, wie die Gruppe zusammenhält. „Das sieht man nicht auf einen Blick.“ Dann erzählt sie, wie sie zwei Zwergameisenbären im Haus gehalten und natürlich fotografiert hat.
Besucher fragten, ob es denn sein müsse, diese Tiere im Haus zu haben, die den Beinamen „Stinker des Waldes“ tragen. Doch Bruni Encke hat sie gehegt und gepflegt und hinter dem Haus Ameisen für sie gesammelt, bis der Nachwuchs kam. „Wir hatten doch damals keinen Etat. Wir haben die Nachzucht seltener Tiere verkauft, um uns über Wasser zu halten.“
Hübsch anzusehen sind die kleinen Humboldt-Pinguine, deren Schwarz-Weiß-Foto 1977 entstand — und auch die Afrikawiese in der Morgendämmerung. Die Eröffnung des weltweit beachteten Affen-Tropenhauses in 1975 ist natürlich auch festgehalten.
Die Ausstellung wird letztendlich ins Stadtarchiv eingehen. „Der Zoo ist eine Institution über die Stadt hinaus und diese Überlieferung hochspannend“, findet dessen Leiter Olaf Richter. „Die Zoogeschichte wird durch die Bilder greifbar. Die vier Jahrzehnte geben ein positives Bild wieder.“
Zuvor will Zoo-Direktor Dreßen die Bilder noch für den Eigengebrauch sichten. Er könnte es sich vorstellen, die wichtigsten Fotos den interessierten Bürgern in einer Ausstellung in der Zooscheune zugänglich zu machen. Spätestens beim 80. Zoo-Geburtstag in 2018.