Alte Hauptpost: Nur die Mieter fehlen noch

Drei Etagen werden für rund sechs Millionen Euro saniert.

Krefeld. Neun Jahre standen die oberen drei Etagen des "Kaiserlichen Hauptpostamts" am Ostwall leer. Jetzt wird hinter der Sandsteinfassade des fast 120 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäudes gehämmert, geschliffen und lackiert. Neben dem Eingang zur Postfiliale am Ostwall 215 gelangt man durch eine Tür in den Flur, der in Zukunft das Aushängeschild des sanierten Gebäudeteils werden soll.

"Wir haben die Decken abgerundet und unterschiedliche englische Tapetenbeispiele angebracht, die zeigen, welch zeitgenössischer Stil hier einkehren wird", sagt Bauleiter Martin Grefraths von der Hausverwaltung Gebrüder Erdtmann, die den Sechs-Millionen-Euro-Auftrag zur Projektsteuerung erhalten hat. Das Konzept für die Innenarchitektur stammt von der Firma Raumkontor Düsseldorf.

In dem Foyer soll eine Reihe von Monitoren in die Wände integriert werden, die als Service für Besucher aktuelle Informationen bereithalten oder als Werbefläche für die zukünftigen Mieter dienen können. "Wer genau diese Mieter sein werden, wissen wir noch nicht", sagt Grefraths. Geplant ist ein medizinisches Versorgungszentrum, das Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter ein Dach bringt.

Eine alternative Nutzung sieht hochwertige Büroräume vor. "Bis zum Ende des Jahres wird klar sein, wer Interesse hat und wie die künftige Nutzung des Gebäudes genau aussieht", erklärt Grefraths. Bis dahin sind die Sanierungsarbeiten im Gebäude abgeschlossen, und die Gestaltung der jeweiligen Mieträume und der Bezug könne beginnen. Klar ist allerdings, dass die Deutsche Post und die Postbank im Untergeschoss als Mieter bleiben.

Seit Anfang des Jahres werden die Fenster saniert. "In Abstimmung mit dem Denkmalamt werden die alten Fenster erhalten und mit neuen Scheiben bestückt." Die neue Doppelverglasung sei sogar energiesparender als der Einbau neuer, mehrfach verglaster Fenster. Aber auch aufwendiger: Zurzeit arbeiten zwölf Handwerker an den insgesamt 180 Fenstern. "Sie werden abgeschliffen, mit neuen Scheiben versehen und neu lackiert", erklärt Polier Norbert Bronek, die rechte Hand des Bauleiters.

Die Treppenstufen in den zwei Fluren wurde vom alten Belag befreit. Dieser wird durch Naturstein ersetzt. Der denkmalgeschützte Gussasphalt-Boden wird aufgearbeitet. "Das oberste Stockwerk, das mit kleinen abgeteilten Räumen noch klar als Verwaltungsetage erkennbar ist, wird komplett neu strukturiert", sagt Grefraths.

Außerdem werden die alten Lastenaufzüge, die nicht behindertengerecht erneuert werden können, durch neue ersetzt. "Die Kosten für die modernen, roten Personenaufzüge belaufen sich auf je 100 000 Euro. Dabei bleibt der eigentliche Schacht erhalten, aber die Türen werden um 90 Grad in Richtung Ostwall und Parkplatz Jungfernweg gedreht", erklärt der 48-Jährige. Dort werden sich auch die zwei Eingänge zum neuen Trakt befinden.

In den 90er Jahren war die Logistik der Paketpost vom Ostwall in das neue Logistikzentrum an der Hückelsmay umgezogen. Eine Tochtergesellschaft der im Jahr 2008 insolvent gegangenen US-Bank Lehman Brothers hatte das Gebäude neben anderen Postämtern in Deutschland vor einigen Jahren gekauft.

Aus der folgenden Insolvenzstarre hat 2009 dann ein Krefelder Privatinvestor das Gebäude befreit. "Dabei muss auch klar gesagt werden, dass ein solches Projekt zum einen natürlich mit Gönnertum zu tun hat, aber zum anderen auch ein großes Investitionsgut ist, das Geld bringt", macht der Bauleiter deutlich.