Angehörige bei Todesfall nicht verständigt

Patient starb auf der Intensivstation, die Familie wartete vergeblich auf eine Benachrichtigung.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Für Ralf Horster war die Auskunft unglaublich. Als er sich am 28. Dezember im Malteser-Krankenhaus St. Josefshospital in Uerdingen nach dem Gesundheitszustand seines Vaters erkundigen wollte, erhielt er eine niederschmetternde Auskunft: Er sei am Vortag gegen 13.10 Uhr verstorben und die Familie sei verständigt worden. „Uns hat niemand angerufen“, sagt Horster, „obwohl unsere Telefonnummern hinterlegt waren.“

Was war passiert? Heiligabend war Walter Josef Horster als Notfall in das Uerdinger Krankenhaus eingeliefert worden und erlitt in der darauffolgenden Nacht einen Herzinfarkt. Seine Familie besuchte ihn auf der Intensivstation, zuletzt am 27. Dezember. Gegen zwölf Uhr sei man an diesem Tag nach Hause gefahren. Zuvor war man mit dem Oberarzt übereingekomen, dass die Familie verständigt würde, sollte sich der Zustand des Patienten verändern.

Eben dieser Anruf erfolgte nicht. „Weder mit mir noch mit meiner Mutter wurde Kontakt aufgenommen. Ich möchte nur wissen, wer da benachrichtigt wurde“, schreibt Ralf Horster in einer Beschwerde an die Klinik. „Wir jedenfalls nicht.“ Horster fuhr schließlich gemeinsam mit seinem Bruder zur Klinik, um sich davon zu überzeugen, dass es sich bei dem Verstorbenen um seinen Vater handelt.

Es handele sich um einen Einzelfall, einen „unverzeihlichen Fehler, der nie hätte passiern dürfen“, gibt Patrick Pöhler, Sprecher des Malteser-Krankenhauses St. Josefshospital, zu. „Wir entschuldigen uns dafür in aller Form.“

Ein Missverständnis unter Kollegen war offensichtlich der Grund für den unterlassenen Anruf bei der Familie. Wie Angehörige verständigt werden, sei in der Klinik eindeutig geregelt, teilt Dr. Rainer Sarda, der klinische Leiter in Uerdingen, Ralf Horster schriftlich mit. „Verantwortlich ist immer der Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat.“ Das sei bei dem Patienten Horster der diensthabende Anästhesist gewesen. Es habe allerdings ein Gespräch zwischen ihm und dem Internisten gegeben, worauf sich jeder darauf verlassen habe, dass der andere die Angehörigen benachrichtigen werde. „Außerdem wurde einer der Ärzte unmittelbar danach in den OP gerufen.“ Auch dem Intensivpflegepersonal sei nicht aufgefallen, dass dies versäumt wurde.

„Es war ein menschlicher Fehler“, sagt Patrick Pöhler, der sich wie auch die Mediziner bei der Familie entschuldigte. Man werde dennoch prüfen, ob man das Verfahren verbessern könne. „Solch einen Vorfall hat es in einem Malteserhaus in unserer Rhein-Ruhr-Region noch nie gegeben“, sagt Pöhler.