Prozess Gewaltausbruch in Kneipe - Krefelder Polizist schildert seinen Todeskampf

Krefeld · Ein Mann (33) soll in einer Krefelder Kneipe versucht haben, einen Polizisten zu erwürgen. Vor Gericht spricht der Beamte über seinen Kampf ums Überleben.

Das Prozess wird im Landgericht in Krefeld verhandelt.

Foto: Schütz, Marc (msc)

„In meinen fast 40 Dienstjahren habe ich noch nie so eine Gewaltentwicklung bei einem Menschen erlebt“, sagte ein 55-jähriger Polizist über einen Angeklagten, der ihn mit einem Umhängegurt fast stranguliert haben soll. Der 33-jährige Mann aus dem Kosovo muss sich unter anderem wegen versuchten Totschlags und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor dem Landgericht verantworten.

Am Donnerstag begann der Prozess gegen ihn. Eigentlich hätten er und sein Kollege von der Personenfahndung nicht mit viel Widerstand gerechnet, sagte der Polizist im Zeugenstand. Sie seien am Nachmittag des 24. Mai in einem Fahrzeug auf dem Südwall unterwegs gewesen, als sie in dem Angeklagten einen Mann zu erkennen glaubten, der per Haftbefehl gesucht wurde. Von dem seien allerdings keine großen Gewaltausbrüche bekannt. Daher seien sie ihm in eine Gaststätte auf der Breite Straße gefolgt.

In der Kneipe eskalierte die Situation ziemlich schnell und heftig. „Mein Kollege zeigte seinen Dienstausweis und ich meine Kriminalmarke und wir forderten den Mann auf, sich auszuweisen.“ Das tat dieser auch, allerdings mit Ausweispapieren aus Italien, welche die Polizisten sofort als gefälscht erkannten. Als sie ihm sagten, dass er zur Wache mitkommen müsse, sei der Angeklagte quasi explodiert. Er soll um sich schlagend versucht haben durch die vor ihm stehenden Polizisten zur Tür zu kommen. Nur mit Mühe hätten sie den durchtrainierten Mann davon abhalten können.

Es bahnte sich ein mehrere Minuten dauernder Kampf an. In dessen Verlauf sei er nach einem Tritt des Kosovaren auf ein Knie gefallen, schilderte der 55-jährige Polizist. Da habe der hinter ihm stehende Angeklagte den Gurt seiner Umhängetasche ergriffen und kräftig daran gezogen. Der Gurt habe sich dadurch um seinen Hals gelegt und ihm die Luft abgeschnürt. „Ich habe meine Umgebung nicht mehr wahrgenommen und konnte nur noch röcheln.“ Auch seinen Kollegen, der wohl hinter ihm mit dem Angeklagten kämpfte, konnte er in diesem Moment nicht sehen.

Mit seiner Hand habe er schließlich aus seiner Umhängetasche seinen Schlagstock ziehen können und damit dem Angeklagten gegen das Bein geschlagen. Dadurch habe er sich aus seiner Zwangslage befreien können. Nach einigem weiteren Kampf haben die beiden Polizisten den Mann schließlich zu Boden bringen und ihm Handschellen anlegen können. Alle Beteiligten trugen Schnitt- und Schürfwunden am ganzen Körper davon. Außerdem erlitt der 55-Jährige Würgemale am Hals.

Der Angeklagte gab zu, dass es zu der Auseinandersetzung gekommen war. „In dieser Situation wollte ich nur noch raus, weil ich Angst hatte festgenommen zu werden.“ Auf keinen Fall habe er mit auf die Polizeiwache gewollt und sich daher mit Händen und Füßen gewehrt. Auch habe er gewusst, dass seine Ausweispapiere gefälscht waren. Allerdings habe er den Gurt nicht mit dem Willen ergriffen den Polizisten zu erwürgen. Das sei vielmehr im Rahmen des Kampfgeschehens unabsichtlich passiert.

Der Prozess soll am nächsten Dienstag fortgesetzt werden.

(red)