Arbeitslosigkeit Arbeitsmarkt: Stadt bringt neues Konzept auf den Weg

Krefeld · Arbeitsmarktkoordinator David Nowak hat die „erste kommunale Arbeitsmarktstrategie Krefelds“ vorgelegt. Mit dem Konzept sollen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt bewältigt werden.

Die Stadt will Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben attraktiver gestalten.

Foto: dpa/Marijan Murat

Mit ein bisschen Stolz in der Stimme hat David Nowak am Mittwochabend den Mitgliedern des Sozialausschusses die „erste kommunale Arbeitsmarktstrategie Krefelds“ vorgelegt. Das Konzept trägt den Kurznamen „KASKR2030“. Auf sieben Seiten geht der Arbeitsmarktkoordinator der Stadt auf die Hintergründe und Ziele der Strategie ein, die von der Politik ohne Gegenstimme beschlossen wurde. „Erwartungsgemäß haben die arbeitsmarktrechtlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie einen erheblichen Einfluss auf die aktuelle Entwicklung der Arbeitsmarktzahlen und die Arbeitslosenquote“, teilt Nowak mit. Doch auch unabhängig davon habe Krefeld im bundesweiten Vergleich einige „Schwachstellen“ abzuarbeiten. „Wir haben in Krefeld im deutschlandweiten Vergleich eine niedrige Frauenerwerbsquote von nur 49 Prozent (bundesweit: 56,6 Prozent). Probleme gibt es aber auch bei den Langzeitarbeitslosen, zudem gibt es sehr regionale Unterschiede, was die Arbeitslosigkeit angeht, zwischen unseren Stadtteilen“, erläutert Nowak.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen scheine sich in Krefeld laut Nowak verfestigt zu haben. „Die Zahl derer, die trotz Arbeit ihren Bedarf zum Lebensunterhalt nicht decken können, nimmt signifikant nicht ab, sagt Nowak.

„Krefeld hat den Strukturwandel nicht überwunden“

Hinzu komme, laut dem Arbeitsmarkkoordinator, dass der Strukturwandel in Krefeld längst nicht überwunden sei. „Während andernorts Milliarden an Hilfen gegeben wurden und werden, spricht keiner davon, dass eine Stadt wie Krefeld, die so lange von der Textilbranche gelebt hat, im Zuge dieser Hilfsmaßnahmen bislang gänzlich leer ausgegangen ist.“

Eine Stadt, die sich immer noch im Strukturwandel befinde, träfen die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch härter, sagt Nowak. Bei der Stadt sehe man ganz genau, dass die Kaufkraft sinke und Menschen immer häufiger vor Armutsproblemen stehen würden. „Deshalb haben wir jetzt diese kommunale Arbeitsmarktstrategie erarbeitet, um eine erste Diskussionsgrundlage zu haben, die wir mit den Vertretern der Politik in der Zukunft weiter ausarbeiten wollen.“

Von SPD, Linken und CDU gab es Zuspruch für die Vorlage der Verwaltung. Kritik äußerte hingegen die FDP. „Wir fragen uns, warum solche Maßnahmen, solche Konzepte erst jetzt kommen. Wir hätten uns das alles schon viel früher gewünscht“, betont Linda Weßler von den Liberalen im Ausschuss. Die FDP enthielt sich bei der Abstimmung. SPD-Sprecherin Gisela Klaer nannte das Konzept hingegen „sehr ermutigend“. Für die CDU machte Karin Meincke darauf aufmerksam, das Hauptaugenmerk des Strategiepapiers auf die Jugend zu legen und Möglichkeiten für einen besseren Übergang zwischen Schule und Ausbildungs-und Arbeitsmarkt zu schaffen.

Sozialdezernent Markus Schön wies darauf hin, dass die Stadt bereits in der Vergangenheit, beispielsweise durch die Teilnahme am Landesprogramm „kein Anschluss ohne Abschluss“ die Gruppe der Schüler unterstütze. Bei der Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ geht es darum, dass alle Schüler ab der 8. Klasse verschiedene Berufsfelder durch „Berufsfelderkundungen“ kennenlernen.

Das Konzept hat fünf Schwerpunkte

Nowak und Schön versicherten, dass mögliche zukünftige Maßnahmen des Konzeptes in Abstimmung mit dem Rat der Stadt, dem Jobcenter und der Bundesagentur getroffen werden sollen. Inhaltlich befasst sich die Strategie mit fünf Schwerpunkten. Diese sind: Migration, Frauenerwerbsquote, Jugend, Langzeitarbeitslosigkeit und Prävention von Arbeitslosigkeit. „Viele Faktoren führen dazu, dass Menschen mit Migrationshintergrund etwa doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind, wie ohne Migrationshintergrund. Die gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Integration gelingen kann“, sagt Nowak, der Prozesse und Programme anstoßen will, um den „Arbeitsmarkt zum gelebten Motor für Integration“ zu machen.

So soll es in Zukunft in Krefeld ebenfalls umfangreiche Angebote für geringqualifizierte Frauen geben. Zudem soll der Wiedereinstieg ins Berufsleben für gut ausgebildete Frauen attraktiver gestaltet werden. Bessere, verlässlichere Strukturen sollen helfen, die Situation von Langzeitarbeitslosen zu verbessern. Für junge Menschen sollen die „schul- und arbeitsweltbezogene Stärkung der Jugendsozialarbeit“ im Vordergrund stehen.

Duale Ausbildungen sollen in Zukunft in Absprache mit Wirtschaftsunternehmen und der Kreishandwerkerschaft weiter gestärkt werden. Dazu soll die Jugendberufsagentur gestärkt werden, die bei der Berufsorientierung hilft.