Arbeitswelt: Die Leiharbeit steht auf dem Prüfstand

Auf einem Kongress an der Hochschule Niederrhein kündigt das Land NRW eine Untersuchung der Branche an.

Krefeld. Leiharbeiterskandal bei Amazon, Spitzelaktionen bei Lidl, katastrophale Arbeitsbedingungen bei asiatischen Zulieferern der Textilindustrie. Dazu Löhne, von denen Beschäftigte nicht leben können, und Mitarbeiter, die durch ständige Überlastung psychisch krank werden. Die Arbeitsbedingungen in Deutschland stehen auf dem Prüfstand. Vor diesem Hintergrund erhält der Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaften (GfA) in der Hochschule Niederrhein aktuelle Bedeutung. Dort geht es noch bis heute um die Frage, wie Arbeit menschengerecht gestaltet werden kann.

Über 300 Arbeitswissenschaftler diskutieren in Krefeld über die Frage, wie psychische Belastungen eingedämmt, Gesundheitsvorsorge betrieben und der Umgang mit Mitarbeitern verbessert werden können.

„Wir bilden Arbeitswissenschaftler aus“, sagt Ralph Bruder von der GfA. Immer mehr Betriebe würden inzwischen erkennen, dass der Umgang mit den Mitarbeitern entscheidend für den Unternehmenserfolg sei, so Bruder: „Wer menschliche Interessen und Bedürfnisse der eigenen Belegschaft vernachlässigt, kann die Firma gefährden.“ Damit würden Kaufentscheidungen beeinflusst.

Das zeige das Beispiel Amazon, wo der Umgang mit Leiharbeitern eine Welle der Empörung bei den Kunden ausgelöst hat. Dies habe auch eine gesamtgesellschaftliche Dimension, so Bruder: „Wenn wir die Menschen durch Leiharbeit früh verschleißen, verursacht das auch gesamtwirtschaftliche Kosten.“

Seit Jahren bietet das Institut für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Effizienz (AUGE) der Hochschule Niederrhein auch kleineren Unternehmen Unterstützung an. „Die Erfahrung zeigt“, so Institutsleiter Lutz Packebusch, „dass Unternehmen, die ihren Mitarbeitern faire Arbeitsbedingungen bieten, weniger Krankheitsmeldungen verzeichnen“.

Dass das Land NRW sich um menschenwürdige Arbeit kümmere, machte Staatssekretär Wilhelm Schäffer deutlich. Dazu habe man verschiedene Bundesratsinitiativen rund um die Themen Zeitarbeit, Minijobs und befristete Arbeitsverhältnisse gestartet. Den Bereich Leiharbeit wolle man jetzt genauer unter die Lupe nehmen, kündigte er eine Untersuchung der Bezirksregierung an. „Wir wollen wissen, wie es um Organisationsformen und die Bezahlung steht“, sagte Schäffer.