Grippe hat Krefeld im Griff
Krefeld. Schreibtische sind verwaist, Büros unbesetzt — kein seltenes Bild in Krefeld. Wirklich voll sind zurzeit nur die Wartezimmer der Ärzte. Denn die Grippewelle hat die Stadt weiter fest im Griff.
„Es ist schlimm“, meint Andreas Franke von der AOK. „Unserer Einschätzung nach liegen die Krankenstände bei manchen Firmen bei bis zu 30 Prozent“, sagt er. „Nach dem, was wir mitbekommen, sind im Februar auf jeden Fall mehr Menschen krank als im Januar.“
Dirk Höstermann von den Stadtwerken (SWK) bestätigt das. „Vor allem in den Wochen nach Karneval sind viele krank“, stellt er fest. Allerdings würden im Vergleich zum letzten Jahr nicht wesentlich mehr Mitarbeiter fehlen. Probleme hätten die SWK daher nicht. „Wir haben für jeden einen Vertreter, der die Aufgaben übernimmt“, sagt Höstermann. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen.
In der ärztlichen Abteilung des Chemieparks melden sich derzeit deutlich mehr Mitarbeiter mit Grippe-Symptomen, sagt Currenta-Sprecherin Bettina Pöhler. Insgesamt sei der Krankenstand höher als sonst, auch wenn man als Arbeitgeber nie genau sagen könne, weshalb Mitarbeiter krankgeschrieben seien. Die Arbeit könne aber von anderen Mitarbeitern aufgefangen werden.
Das sagt auch Lanxess-Sprecher Ingo Drechsler: „Im Januar und im Februar haben sich an unserem Krefelder Standort — wohl aufgrund der Grippewelle — mehr Mitarbeiter krankgemeldet als in den Wochen zuvor. Dies hatte jedoch keinerlei Auswirkungen auf unseren Produktionsbetrieb vor Ort.“ Anlagen mussten auch bei Bayer Material Science nicht abgeschaltet werden. „Aber wir haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Krankheitsfälle“, so Unternehmenssprecher Claus Schlechter mit Blick auf den Januar.
Nach Karneval waren bei der Sparkasse rund 300 Mitarbeiter krank — etwa 20 Prozent des Personals. „Insbesondere in Bereichen mit Kundenkontakten“, sagt Sprecher Peter Bauland. Mittlerweile sei die Welle abgeebt.
Nicht nur in Betrieben macht sich die Grippewelle bemerkbar, auch die Vereine leiden unter hohen Krankenzahlen. Die Damenmannschaft des SC Bayer Uerdingen etwa musste gegen die GSG Duisburg, Tabellenzweiter der Landesliga, geschwächt antreten. „Wenn alle fit gewesen wären, hätten wir auf jeden Fall eine Chance gehabt“, sagt Frauenwart Hans-Uwe Horbert nach der 15:31-Niederlage. „Gefehlt hat wegen Krankheit nur eine, aber von den zehn anderen Spielerinnen standen sechs krank auf dem Feld“, berichtet er. In der zweiten Halbzeit hätten einige der angeschlagenen Sportlerinnen nicht mehr eingesetzt werden können. „Wir hatten keine Auswechselspielerinnen mehr“, sagt Horbert.
Der Fachbereich Gesundheit teilt mit, dass seit Anfang Februar ein rapider Anstieg der Influenza-Meldezahlen in Krefeld beobachtet wurde. Betrug die Anzahl der gemeldeten Fälle im Januar noch sechs, so stieg die Anzahl im Laufe des Februars auf 106 an. Das klingt zunächst nicht dramatisch, aber: Hierbei handelt es sich nur um Grippe-Erkrankungen, die durch eine Untersuchung in einem Labor nachgewiesen wurde. Das wird aber nur in den seltensten Fällen gemacht. "Daher dürfte die Dunkelziffer der Erkrankungen um ein Vielfaches höher sein", sagt Stadtsprecher Timo Bauermeister.